Ligurien
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Ligurien: Imperia, die Doppelstadt an der Blumenriviera

Imperia - Blick auf Porto Maurizio von Westen

Ein bisschen verwirrend ist das ja schon: Imperia ist eine Provinz in Ligurien, der sichelförmigen Region im Nordwesten Italiens, die sich in etwa von La Spezia bis Ventimiglia entlang der Mittelmeerküste erstreckt. Die Provinz Imperia umfasst den Küstenabschnitt zwischen Cervo und Venimiglia und dazu noch ein tiefes Stück Hinterland, das im Westen an der französischen Grenze endet und im Norden bis Ponte di Nava reicht.

Imperia ist aber auch eine Stadt innerhalb der Provinz Imperia. Diese Stadt wiederum gibt es erst seit dem Jahr 1923, als unter Mussolini zwei bis dahin miteinander jahrhundertelang rivalisierende Küstenorte zwangsweise zusammengefasst wurden, nämlich Porto Maurizio und Oneglia. Man hat als Besucher daher gar nicht das Gefühl, in einer Stadt zu Gast zu sein. Sondern man erlebt zwei benachbarte Küstenstädtchen mit jeweils einem eigenem Zentrum, Hafen und Stränden. Getrennt sind sie zudem durch das unscheinbare Flüsschen Impero.

Es gibt in Imperia durchaus Touristen, aber nicht in Massen. Verglichen mit anderen Orten kann diese Region von Ligurien als Geheimtipp gelten. In den Läden, Restaurants und Bars wird normalerweise kein Deutsch und auch nicht immer Englisch gesprochen.

Oneglia von der Hafenmole aus gesehen
Oneglia, der östliche Teil von Imperia

Porto Maurizio ist meiner Meinung nach der hübschere Ort, Oneglia punktet dafür mit einer schönen Einkaufsstraße. Aber seht selbst …

Porto Maurizio, Imperia: Die Sehenswürdigkeiten

Die Altstadt von Imperia erhebt sich auf dem Parasio-Hügel und spiegelt sich hier im Hafenbecken. Den Hügel kann man über Treppen und steile Gassen (und an einigen Stellen auch über Schrägaufzüge) erklimmen.

Imperia - Porto Maurizio, vom Hafen aus gesehen

Basilika San Maurizio (Duomo di San Maurizio)

Der klassizistische Riesenbau liegt im oberen Teil der Altstadt und dominiert daher ihre Silhouette (zumindest von der Ostseite her) schon von Weitem.

Imperia mit der Silhouette der Basilika San Maurizio im Abendlicht

Die Kathedrale San Maurizio wurde 1781 bis 1832 vom Architekten Gaetano Cantone erbaut (leider wurde dafür die Vorgängerkirche aus dem 15. Jahrhundert abgerissen) und im Jahr 1947 von Papst Pius XII. zur Basilika Minor erhoben. Noch heute ist sie die größte Kirche Liguriens.

Die Basilika San Maurizio in Ligurien
Imperia - die Kathedrale San Maurizio

Die Statue im Vordergrund ist übrigens nicht etwa der Heilige Maurizius, sondern der Heilige Leonhard. Ersterer soll im vierten Jahrhundert der legendären Thebanischen Legion im Alten Rom angehört haben und den Märtyrertod erlitten haben. Nach ihm soll auch die Stadt Porto Maurizio benannt worden sein. Wobei eine andere Hypothese besagt, dass sich der Stadtname von Portus Murisius ableitet, was Hafen der Mauren (Sarazenen) bedeutet.

Wie auch immer: Der Heilige Leonhard wurde 1676 in Porto Maurizio geboren und starb 1751 als Franziskanerpriester in Rom. Auf ihn, der wegen seiner Tätigkeit als Volksmissionar den Beinamen Apostel Italiens trägt, ist man in Imperia recht stolz.

Innen ist die Basilika mit den für den Neoklassizismus typischen Anklägen an die Antike ausgestattet.

Blick in die Basilika San Maurizio in Imperia

Ich persönlich finde den Duomo di San Maurizio etwas klotzig geraten, aber die Altstadt auf dem Parasio ganz bezaubernd.

Typisch Ligurien: Impressionen aus der Altstadt von Porto Maurizio

Ab dem 13. Jahrhundert gehörte Porto Maurizio zur Republik Genua und entwickelte sich zu einer wohlhabenden Seefahrer- und Handelsstadt. Daher errichteten die reichen Familien stolze Palazzi mit verzierten Fassaden, die heute zwar teilweise ziemlich verblasst oder gar ein wenig schäbig, aber immer noch anmutig sind. Durch die Altstadt führt ein beschilderter Rundgang, der Circolo Parasio, der zu den schönsten Palazzi und weiteren interessanten Gebäuden führt.

In der Altstadt von Porto Maurizio
Porto Maurizio, Ligurien - in der Altstadt
Innenhof im Parasio-Viertel von Porto Maurizio

Die Vereinigung der Kaufleute von Porto Maurizio war im 14. Jahhrundert so reich, dass sie sich sogar eine eigene Kirche leistete. Die Fresken im Inneren der später barockisierten Kirche sollen toll sein. Leider hatte das Oratorio di San Pietro bei meinem Besuch wegen Renovierung geschlossen.

Kirche San Pietro in Porto Maurizio, Imperia

Sehr schön ist auch die Loggia, die an die Außenmauern des Klarissinnenklosters angebaut sind. Diese Logge di Santa Chiara prägen den Blick auf die Stadt von Westen her.

In den Logge di Santa Chiara in Porto Maurizio

Porto Maurizio: der Hafen

Für eine Stadt von ingesamt gerade einmal 42.000 Einwohnern hat Imperia zwei erstaunlich große Häfen. Der größere von beiden ist in Porto Maurizio, wo neben wenigen Fischerbooten eine Menge an Freizeitbooten liegen.

Blick auf die abendlich beleuchtete Hafenpromenade von Imperia-Porto Maurizio
Abends an der Hafenpromenade von Porto Maurizio

Und eine bemerkenswerte Anzahl teurer und teuerster Superjachten.

Das Schiffahrtsmuseum von Imperia

Erst 2017 eröffnet und 2020 erweitert ist das Museo Navale mit seinem Planetarium in den ehemaligen Lagerhäusern am Hafen von Porto Maurizio fast noch ein Geheimtipp unter den Sehenswürdigkeiten Liguriens. Schon die Räumlichkeiten an sich sind sehenswert, mir hat aber auch die Ausstellung selbst sehr gut gefallen.

Museo Navale e Planetario di Imperia

Toll fand ich zum Beispiel diese riesigen antiken Tongefäße – die alten Römer nannten sie Dolium bzw. Dolia (Ein- bzw. Mehrzahl). Sie wurden in den 70er-Jahren aus dem Wrack eines römischen Frachtschiffs geborgen, das einst im benachbarten Golf von Diano gesunken war.

römische Dolia im Schiffahrtsmuseum Imperia

Mit Stolz und Liebe zum Detail präsentiert man hier auch diverse Schiffsmodelle, Erinnerungen an ligurische Piraten und Freibeuter, an Taucher und Marinehelden sowie an den Untergang des berühmten Passagierschiffs Andrea Doria vor der Küste von Nantucket.

Taucher im Schiffahrtsmuseum Imperia
Der Untergang der Anread Doria im Schiffahrtsmuseum von Imperia
Hier steht man beinahe am Steuer der Andrea Doria, die von der Stockholm gerammt und versenkt wurde.

Im Planetarium gibt es an bestimmten Tagen auch Filmvorführungen, dazu erkundigt ihr euch am besten direkt am Museum. Sonntags hatte es übrigens bis abends um 22 Uhr geöffnet, was ich sehr cool fand – und wir hatten die Räume abends praktisch für uns allein.

Zwischen den beiden Imperia-Stadtteilen Porto Maurizio und Oneglia liegt der Stadtpark San Leonardo, wo sich sonntags die Einheimischen zum Picknicken und Feiern treffen. Sehr sympathisch!

Imperia - der Stadtpark San Leonardo

Imperia, Oneglia

Oneglia hat eine andere Geschichte als Porto Maurizio: 1298 wurde es vom Bischof von Albenga an die Familie Doria verkauft. Diese bezog ihren Wohnsitz in der Nähe des Hafens und mit ihr auch eine ganze Reihe ihrer Gefolgsleute. Nach diversen Wirren und Familienstreitigkeiten verkaufte ein Nachfahre der Doria die Stadt im Jahr 1576 an den Herzog von Savoyen. Das schuf die pikante Situation, dass Oneglia eine Art Savoyer Enklave inmitten der rivalisierenden Republik Genua (zu der auch Porto Maurizio gehörte) bildete. Die nächsten 200 Jahre lang lagen die beiden Nachbarstädte daher im ständigen Clinch.

Bereits in der napoleonischen Zeit kamen erste Ideen auf, Porto Maurizio und Oneglia zu verbinden. Es dauerte aber noch bis 1923, bis beide zwangsweise zur Stadt Imperia zusammengespannt wurden.

Wenn ihr mehr über die Geschichte der Doppelstadt erfahren möchtet, empfehle ich euch die sehr informative Website Imperia online.

Am Hafen von Oneglia, Imperia

Hier gab es (im Unterschied zu Porto Maurizio) Industrie und einen Frachthafen, der ein wichtiger Umschlagplatz für Olivenöl war. Heute ist der gewerbliche Anteil eher auf dem Rückzug und am Impero nahe dem Hafen liegt ein Stück Industriebrache.

Blick auf den Industriehafen von Oneglia

Touristisch hat der Hafen aber einiges zu bieten, denn unter den farbigen Arkaden reiht sich ein Restaurant ans nächste. Das ergibt nicht nur ein hübsches Fotomotiv, sondern auch eine richtige Genussmeile.

an der Hafenpromenade von Oneglia in Imperia
Typisch Ligurien - Foccaccia mit Rucola, Tomaten und Mozarella

Ein Spaziergang ums Hafenbecken und auf die Mole bis zum kleinen Leuchtturm ermöglicht lauter schöne Ausblicke.

am Hafen von Oneglia in Ligurien
der Leuchtturm von Oneglia in Imperia

Östlich des Hafens erstreckt sich eine Promenade mit mehreren Strandbädern. Der kiesige Strand ist aber nicht unbedingt ein Grund, diese Ecke von Imperia zu besuchen.

Imperia - am Strand von Oneglia

Die Altstadt von Oneglia rund um die Piazza Dante

Der zentrale Platz am Hafenvierel von Oneglia ist die Piazza Dante, an der das schmucke Alte Rathaus liegt.

Das Alte Rathaus von Oneglia an der Piazza Dante

Über den Danteplatz führt die Staatstraße SS1 (Via Aurelia), die im Ortskern als Via Silvio Bonfante den Charakter einer erstaunlich mondänen Einkaufsstraße hat.

elegante Einkaufsstraße in Oneglia, Ligurien

Unter den Arkaden reiht sich ein Geschäft ans nächste und das Bummeln macht in diesem hübschen Ambiente richtig Spaß.

In den Arkaden der Via Bonvivante

Rechts und links der Arkadenstraße gehen kleine Gassen ab, in denen man ebenfalls Läden und Cafés findet.

Straßenbild aus Oneglia in Imperia
in den Gassen von Imperia

Die Kirche St. Johannes der Täufer in Imperia (Chiesa di San Giovanni Battista)

Sie liegt an der Via San Giovanni und überrascht durch ihre Größe und Pracht. Im Gegensatz zur Kirche San Maurizio ist San Giovanni im Barockstil erbaut. Ebenso wie San Maurizio wurde die Kirche San Giovanni an der Stelle eines älteren Vorgängerbaus errichtet und zur Basilika Minor ernannt (allerdings erst im Jahr 2017).

San Giovanni Battista - barocke Stiftskirche in Imperia

Auch die Ausstattung ist überwiegend barock, wobei einige Elemente der Vorgängerkirche übernommen wurden, etwa der Tabernakel aus dem 16. Jahrhundert.

Blick ins Kirchenschiff der Collegiata di San Giovanni Battista in Imperia

Ungewöhnlich fand ich die Passionskrippe, die rechts vor dem Altarraum aufgebaut war: Sie zeigt wie eine Simultankrippe zur Weihnachtszeit verschieden Stationen aus der Heilsgeschichte gleichzeitig – nur eben nicht zur Geburt, sondern zur Passion Jesu.

Passionskrippe in San Giovanni Battista in Oneglia

Als weitere Sehenswürdigkeiten in Oneglia gelten das Olivenmuseum und die Villa Grock mit ihrem Garten. Die habe ich aber nicht besichtigt.

Mein Fazit zum Urlaub in Imperia

Beide Stadtteile von Imperia sind sehenswert, wobei mir das Porto Maurizio noch besser gefallen hat. Die Atmosphäre ist dort angenehm entspannt und es gibt reichlich Lokale zur Auswahl.

Falls ihr ein paar Lokaltipps möchtet:

Den besten Aperitivo haben wir im Caffè Pepito in der Via Felice Cascione bekommen. Zum Morgencappuccino mit köstlichem Süßgebäck kann ich die Pasticceria da Maurizio et Charlie in der Via XX Settembre empfehlen. Und abends gab es köstliche Pizza und sehr guten Fisch bei ausgesprochen liebenswürdigen Wirtsleuten in La Piazzetta di Borgo Marina in der Via Sant’Antonio 35.

Außerdem eignet sich Imperia gut als Ausgangsstation für Ausflüge in die Umgebung, etwa nach San Remo, Ventimiglia, Alassio oder ins Hinterland.

Porto Maurizio hat neben dem Hafen einen netten Sandstrand mit einem historischen Badehäuschen. Im noch weiter westlich gelegenden Borgo Prino gibt es einen etwas größeren Sandstrand (ein Teil als freie Strand) und mehrere Cafés. Wer baden möchte, kann es also tun, wobei ein Urlaub in Ligurien ja normalerweise kein reiner Badeurlaub ist.

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