Der Königsstuhl, ein 118 Meter hoher Kreidefelsen auf der Halbinsel Jasmund, gehört zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten auf Rügen. Man kann ihn mit dem Bus direkt erreichen oder vom nächsten PKW-Parkplatz in Hagen aus etwa 3 Kilometer dorthin spazieren. Noch viel schöner ist es allerdings, von Sassnitz über den Hochuferweg bis zum Königsstuhl zu wandern. Unterwegs warten nämlich atemberaubende Ausblicke auf die Rügener Kreidefelsen und zwei tolle Buchten, zu denen man über Treppen hinabsteigen kann. Wandern auf Rügen ist immer ein Vergnügen, aber das ist definitiv eine der schönsten Wanderungen, die man auf der Ostseeinsel machen kann!
Besonders reizvoll ist der Kontrast zwischen dem blaugrünen Meer, den mehr oder weniger weißen Felsen und dem Buchenwald, den man durchwandert. Selbst im Winterhalbjahr, wenn die Bäume kein Laub tragen, ist dieser Wald wunderschön. Ein Teil davon ist als UNESCO Welterbe „Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“ geschützt. Diese Welterbe-Fläche wiederum ist ein (kleiner) Teil des (ebenfalls nicht großen) Nationalparks Jasmund, der den östlichen Zipfel der Halbinsel umfasst.
Das Zentrum des Nationalparks befindet sich direkt am Königsstuhl, dem Ziel unserer Tour.
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Beschreibung der Wanderung von Sassnitz zum Königsstuhl
Wandern auf Rügen ist konditionell nicht sehr anspruchsvoll, das gilt auch für diese etwa 10 Kilometer lange Tour, die am Hafen von Sassnitz beginnt und über den Hochuferweg zum Königsstuhl führt. Die einzigen nennenswerten Steigungen sind die beiden Strandabstiege, die über etliche Treppen führen. Hier könnt ihr den Verlauf genauer ansehen und auch die GPS-Daten herunterladen:
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Weitere InformationenDie reine Gehzeit liegt bei etwa 2,5 Stunden, aber mit Pausen und Strandbesuchen solltet ihr eher vier bis fünf Stunden einplanen. Plus ggf. Zeit für den Besuch des Nationalpark-Zentrums am Königsstuhl.
Von Sassnitz über die Piratenschlucht zur ehemaligen Waldhalle
Am Sassnitzer Hafen kann man sich vor und/oder nach der Wanderung an mehreren Booten mit Fischbrötchen versorgen.
Im Sommer gibt es zudem Cafés und weitere Einkehrmöglichkeiten an der Promenade, aber im Frühling ist es noch sehr ruhig.
Der markante Granitstein, den ihr hier aus dem Wasser vor der Sassnitzer Promenade ragen seht, ist der Uskam. Er ist einer der größten Findlinge auf Rügen und wird wegen seiner Form auch Klein Helgoland genannt. In früheren Zeiten befand sich beim Uskam die Herrenbadeanstalt von Sassnitz.
Vor Klein Helgoland kehren wir der Sassnitzer Buch den Rücken zu und steigen über eine Treppe hinauf in den östlichen Teil von Sassnitz. Dort folgt man der Weddingstraße bis zu ihrem Ende am Waldrand. Dank der Wegweiser ist es auf der gesamten Wanderung leicht, den Weg zum Königsstuhl zu finden.
Vom Hochuferweg aus erblickt man bald die ersten Klippen.
Dann folgt man dem Wegweiser zur Piratenschlucht und steigt über solide Holztreppen meerwärts ab.
Die Piratenschlucht heißt so, weil der Pirat Klaus Störtebecker (er lebte wohl von 1360 bis 1401) sich dort angeblich eine Weile versteckt hat. Angeblich hat er auch einige seiner zusammengeraubten Schätze in der Schlucht vergraben.
Ich finde, bereits die Schlucht bzw. Bucht selbst ist ein echter (Natur-)Schatz. Ein wunderschöner Ort für eine Pause am Fuße der Kreidefelsen und am Wasser.
Anschließend geht es alle Treppen wieder rauf und zurück auf den Hochuferweg in Richtung Königsstuhl.
Hier nochmal ein Blick zurück. Ist der nicht herrlich?
Wenn sich langsam ein Hüngerchen oder etwas Kaffeedurst meldet, bietet sich als nächste Station der Wanderstützpunkt UNESCO-Welterbeforum im Michael-Otto-Haus an. Das Haus war früher ein Ausflugslokal namens Waldhalle. Heute beherbergt es eine kleine Ausstellung zum UNESCO-Welterbe „Alte Buchenwälder“ und einen kleinen Kiosk, in dem man einen Imbiss und Getränke bekommt. Auch eine öffentliche Toilette ist hier (sie ist auch zugänglich, wenn das Haus nicht geöffnet hat) und zudem ein Spielplatz für die Kinder.
Ein hübscher Platz zum Verweilen.
Von der Waldhalle über die Wissower Klinken zum Kieler Bach
Von der Waldhalle spaziert man dann wieder zurück Richtung Küste und gelangt so an die Wissower Klinken. Sie zeigen eindrücklich, wie fragil die Schönheit der Kreidefelsen auf Rügen ist: Früher waren die spitzen weißen Zinnen eine der Hauptsehenswürdigkeiten im Nationalpark Jasmund. Im Februar 2005 rutschte der größte Teil der beiden Hauptzinnen aber hinunter ins Meer. Die Reste sind bei Weitem nicht mehr so spektakulär wie einst.
Andererseits sind die Abbrüche Teil der ganz normalen Erosion im Nationalpark. und sie sorgen dafür, dass die Kreideküste immer so schön weiß bleibt. Man sollte jedenfalls auch wegen der Abbrüche immer auf den beschilderten Wegen bleiben und gegebenenfalls Sperrungen von Küstenabschnitten ernstnehmen.
Vom Hochuferweg ergeben sich ohnehin immer wieder tolle Ausblicke auf die Kreideklippen, besonders wenn man wie wir in der laublosen Zeit unterwegs ist.
Der zweite Strandabstieg auf dieser Wanderung von Sassnitz zum Königsstuhl ist der am Kieler Bach. Eine Infotafel weist darauf hin, dass hier im 19. Jahrhundert Kreide abgebaut wurde. Als der Abbau 1926 wieder aufgenommen werden sollte, formierte sich Widerstand aus der Bevölkerung dagegen, weswegen 1929 rund um den Kieler Bach das Naturschtzgebiet Jasmund ausgerufen wurde. Das war die Keimzelle des heutigen Nationalparks.
Das letzte Stück zum Meer überwindet der kleine Kieler Bach in einem Mini-Wasserfall. Wanderer nehmen die Treppe.
Auch dieser Strand ist sehenswert und zeigt die Kreidefelsen auf Rügen von einer ihrer schönsten Seiten.
Vom Kieler Ufer zum Königsstuhl
Dann klettert man die Stiege wieder hoch …
… und schaut sich ein Stück weiter vom Hochuferweg die Kreidefelsen am Kieler Ufer nochmal von oben an. Dieser Aussichtspunkt trägt übrigens den Namen Ernst-Moritz-Arndt-Sicht, nach einem auf Rügen geborenen Schriftsteller und Politiker.
Vom Kieler Bach sind es noch rund 3 Kilometer bis zum Königsstuhl. Auf diesem letzten Abschnitt waren bei unserer Tour ein paar mehr Wanderer unterwegs.
Man gelangt dann zum bekannten Aussichtspunkt Victoria-Sicht.
Laut der verwitterten Inschrift auf dem Gedenkstein wurde der Aussichtspunkt im Jahr 1865 von König Wilhelm I so benannt, als er Rügen mit seiner Tochter Victoria besuchte. Die Aussicht ist jedenfalls wirklich königlich.
Von der Victoria-Sicht aus erblickt man zum ersten Mal das Ziel unserer Wanderung: den Königsstuhl.
Wenn ihr genau hinseht, erkennt ihr den 2023 eröffneten Skywalk auf der Klippe. Er gehört zum Nationalpark-Zentrum Königsstuhl, das nach wenigen Gehminuten erreicht ist.
Am Nationalpark-Zentrum ist meist ordentlich was los. Es gibt dort eine Erlebnisausstellung samt Kino, Shop und Bistro und natürlich den bekannten Skywalk, der barrierefrei ist und somit auch weniger mobilen Menschen ein Kreidefelsen-Erlebnis bietet. Für uns aber war der Weg das Ziel: Wir sind an der Bushaltestelle direkt vor dem Zentrum in den Bus der Linie 23 gestiegen, der uns zurück nach Sassnitz gebracht hat.
Falls ihr auf Rügen noch mehr unternehmen wollt, empfehle ich euch meinen Post Ostseebad Binz auf Rügen – Sehenswürdigkeiten und Ausflüge. Zu den Ausflügen gehören auch Wanderungen, zu denen man direkt in Binz starten kann.