Genua gehört für Italienfans eher nicht zu den Städten, die weit oben auf der Reisewunschliste stehen. Sie fällt einem am ehesten ein, wenn man von dort mit der Fähre nach Sardinien übersetzen oder mit einem Kreuzfahrtschiff übers Mittelmeer schippern will. Aber die Stadt selbst? Gibt’s da überhaupt irgendwelche Sehenswürdigkeiten?

Oh ja, die gibt es durchaus: Zum Beispiel den Dom San Lorenzo, den Herzogspalast (Palazzo Ducale), das Meeresmuseum Galata und das große Aquarium am Hafen. Aber es sind nicht unbedingt die einzelnen Sehenswürdigkeiten, die Genua so faszinierend und besuchenswert machen. Sondern es ist der besondere Charakter dieser Stadt, der sich aus dem Neben- und Miteinander von engen, dunklen Gassen und strahlend hellen Plätzen, von Palazzi und Mietskasernen, Pracht und Verfall, Schönem und Schäbigen, Edelboutiquen und Straßenstrich ergibt.
Etwas von dieser Faszination habe ich versucht, für euch einzufangen und nehme euch hier mit auf einen Stadtrundgang. Für uns war der Startpunkt der Hauptbahnhof (Genova Piazza Principe). Auf dem Bahnhofsvorplatz, der Piazza Acquaverde, steht eine Statue von Christoph Columbus, dem wohl berühmtesten Sohn der Stadt.

Wenn man sich von dort südwärts hält, gelangt man zur Stadtautobahn (Sopraelevata Aldo Moro), die am Hafen entlangführt.

Und wenn man diese unterquert, steht man direkt vor dem Meeresmuseum Galata.

Bei unserem Aufenthalt war das Wetter viel zu schön für einen Museumsbesuch, daher haben wir den ausgelassen (wird beim nächsten Mal nachgeholt).
Am Alten Hafen
Für Stadtbesucher ist vor allem der Alte Hafen, der Porto Antico, interessant. Er wurde zur 500-Jahrfeier der Entdeckung Amerikas (ihr wisst schon, Christoph Columbus war Genueser) komplett neugestaltet. Dabei wurden die Speicher und Piers in ein Ausgehviertel mit Kongresszentrum, Kino, Theater, Museen, Cafés, Restaurants und Riesenrad umgewandelt. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen.
Dort liegt zum Beispiel die Biosfera, eine Kugel, die einen tropischen Lebensraum beherbergt. Man kann darin einen kleinen Rundgang durch ein Stück Tropenwald machen.


In dem blauen „Riesenschiff“ links ist das Aquarium von Genua untergebracht, immerhin das größte Aquarium Europas mit 27.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche und über 400 Tierarten.

Diese spinnenartige Konstruktion ist der Bigo, der an antike Handkräne erinnern soll. Heute dient er einerseits als Tragekonstruktion für ein Zeltdach, unter dem sich eine Eislauffläche verbirgt und andererseits als Mast für eine (kostenpflichtige) Panoramakugel, aus der man sich den Hafen von oben ansehen kann.

Tipp: Den Von-oben-Blick könnt ihr auch gratis genießen, wenn ihr auf der gegenüberliegenden Quai-Seite den Panoramaaufzug zum Eataly nehmt.

Natürlich ist auch ein Insta-Spot vorgesehen:

Ansonsten erinnert das umgewidmete Quartier ziemlich an die Hamburger Speicherstadt:

Besonders schön ist die Stimmung am Alten Hafen abends.

Das Wahrzeichen des Hafens ist übrigens der alte Leuchtturm, die Lanterna. Er ist mit 77 Metern der zweithöchste Leuchtturm Europas und kann gegen Entgelt besichtigt werden.

In der Altstadt von Genua
Vom Porto Antico kann man zum Beispiel über die Piazza Cavour in die Altstadt spazieren.

Wer mit einem Reiseführer bewaffnet ist, kann sich gezielt Kirchen, Museen und Palazzi zum Besichtigen herauspicken. Wir haben uns einfach treiben lassen und sind ob der engen Gassen und ehrwürdigen „Hochhäuser“ ins Staunen geraten.


Platz war der größte Luxus in der durchaus reichen Hafen- und Handelsstadt. Daher stehen selbst die Palazzi der reichsten Bürger dicht aneinandergedrängt. Nur der Dogenpalast (Palazzo Ducale) kann mit einem relativ großen Hof aufwarten.
Im Dogenpalast kann man die Appartimenti und die Kapelle des Dogen besichtigen, dazu wechselnde Kunstausstellungen.

Östlich an den Palazzo Ducale grenzt die Piazza Raffaele de Ferrari mit dem großen Springbrunnen an; auch das ist ein seltenedes Element in dieser Stadt.

Auf der anderen Seite des Dogenpalasts gelangt man über die Via San Lorenzo zum Dom.

Beim Durchflanieren könnte man die Kathedralkirche von Genua fast übersehen, dabei ist sie mit ihrer grau-weißen Fassade durchaus auffällig. Der Duomo di San Lorenzo hat eine rund 500 Jahre lange Baugeschichte: Sie begann um 1100 herum und endete erst im 17. Jahrhundert. Dadurch ist ein interessanter Stilmix aus Romanik, Gotik und Manierismus entstanden.

Es lohnt sich, bei der Besichtigung auf die Details zu achten. Sind diese feinen Muster und meisterhaft gestalteten Einzelheiten nicht toll?


Auch in viele Palazzi kann man hineinblicken, sofern sie öffentlich oder kommerziell genutzt werden. Dieser edle Tempel an der Piazza Portello beispielsweise beherbergt eine Filiale der deutschen Bank.

Genua von oben: Ascensori und Belvedere
Bei diesem Gassengewirr und dem Gewimmel in der Stadt bekommt man Lust, sich etwas Überblick zu verschaffen. Das geht am besten an einem der Aussichtspunkte (Belvederi). Der schönste und beliebteste Aussichtspunkt ist der Belvedere de Castelletto, den man zu Fuß oder auch bequem mit einem Aufzug erreichen kann, wobei Letzterer schon für sich eine Sehenswürdigkeit ist.
Der Aufgang zum Aufzug erinnert an eine alte U-Bahn-Station. Übrigens sind die Aufzüge und Schrägaufzüge (Acsensori und Funiculari), mit denen man die steilen Hänge Genuas überwinden kann, für Einheimische kostenlos. Besucher zahlen ein kleines Entgelt.


Der Blick ist es wert!


Ebenfalls sehr schön, aber nur zu Fuß zu erreichen, ist der Belvedere di Corso Carbonara.

Zum Sonnenuntergang waren wir wieder am Hafen.

Und dann ging es zurück zum Bahnhof. Ich möchte Genua auf jeden Fall nochmals besuchen und ein paar Sehenswürdigkeiten und Museen besichtigen. Dann ergänze ich diesen Artikel.
Wart ihr schon einmal in Genua? Was hat euch dort besonders gut gefallen? Was gar nicht? Ich freue mich auf eure Kommentare!
Wenn ihr euch für weitere Städte in Ligurien interessiert, empfehle ich euch meinen Blogartikel über Imperia, die Doppelstadt an der Blumenriviera.