Das Cap Ferrat, die berühmte Halbinsel der Reichen und Schönen, liegt östlich von Nizza an der Côte d’Azur. Die eleganten bis protzigen Anwesen liegen meist hinter Mauern und Hecken versteckt, aber der Küstenwanderweg um das Cap Ferrat steht auch Normalsterblichen offen. Und er lohnt sich unbedingt: Die Wegführung ist reizvoll, die Aussicht oft spektakulär.
Mit Parkplätzen sieht es auf dem Cap Ferrat schlecht aus, aber das macht nichts: Man kann ganz bequem und preisgünstig mit dem Zug nach Beaulieu-sur-Mer fahren und direkt am Bahnhof loswandern. Bis zum Bahnhof in Villefranche-sur-Mer sind es etwa 13 Kilometer, die ganz entspannt und mit mehreren Möglichkeiten für Pausen zu erwandern sind. Das geht natürlich auch in umgekehrter Richtung. Villefranche-sur-Mer, die reizende Nachbarin von Nizza habe ich übrigens bereits in einem eigenen Beitrag vorgestellt.
Hier seht ihr den genauen Wegverlauf der Wanderung ums Cap Ferrat und könnt die GPS-Daten herunterladen, wenn ihr das möchtet:
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Von Beaulieu-sur-Mer ums Cap Ferrat nach Villefranche-sur-Mer
Hinter dem Bahnhof gibt es eine Fußgängerunterführung, die euch über die Rue du Marché auf den Boulevard du Maréchal Leclerc bringt. Diesem folgt ihr westwärts in Richtung Hafen und Strand. Der Strand (Plage des Fourmis, dt.: Ameisenstrand) ist nett und sogar ein bisschen sandig, was es an der Côte d’Azur ja nicht so oft gibt.
Hinter dem Strand seht ihr das große Hotel Royal Riviera, vor dem der eigentliche Küstenwanderweg ums Cap Ferrat beginnt. Warum Beaulieu-sur-Mer seinen Namen „Schöner Ort am Meer“ verdient hat, sieht man, wenn man vom anderen Ende des Ameisenstrandes über die Bucht (Baie des Fourmis) blickt: Die Lage ist einfach traumhaft.
Und los geht’s mit der Cap-Umrundung.
Schon bald kommt die berühmte Villa La Fleur du Cap in Sicht, die am David-Niven-Platz liegt. Der heißt so, weil der (in den 50er- bis 70er-Jahren) ebenfalls berühmte Schauspieler David Niven sie einige Jahre besaß und dort gerne weilte. Heute gehört sie irgendwelchen Milliardären aus Neuseeland.
Ist sie nicht wunderschön?
Bald darauf erreicht man die Plage Cros dei Pin. Der feine Kiesstrand ist einer der größten auf dem Cap Ferrat.
Er liegt vor dem Dorf Saint-Jean-Cap-Ferrat, das einen schönen Hafen und auch einige Restaurants und Geschäfte zu bieten hat.
Kleiner Tipp: Die Restaurants und Cafés sind (erwartungsgemäß) ziemlich teuer und einige haben im Winterhalbjahr nicht geöffnet. Aber am Zeitungskiosk vor dem südlichen Hafenbecken bekommt man guten Kaffee und ein paar Süßwaren zu moderaten Preisen und mit netter Sitzgelegenheit.
Vom Hafen kann man als Abkürzung über die Passerelle des Fossés auf direktem Weg zum gegenüberliegenden Plage de la Fosse und damit auch wieder auf den Küstenweg gelangen. Unsere Route führt aber noch auf die nach Osten abzweigende Mini-Halbinsel Pointe de Saint-Hospice. Dort liegt ein weiterer berühmter Strand in einer reizenden Bucht, die Plage Paloma.
Von Saint-Jean-Cap-Ferrat auf die Pointe de Saint-Hospice
Auf diesem Abschnitt folgt man der Avenue Jean Mermoz, die in den Chemin de Saint-Hospice übergeht, bis zur Kapelle.
Zur Linken liegt ein kleiner Militärfriedhof, den ich sehr anrührend fand. Dort liegen 90 belgische Soldaten begraben, die im ersten Weltkrieg durch Gasangriffe schwer geschädigt waren und hier bis zu ihrem Tod gepflegt wurden.
Etwas unterhalb liegt der Friedhof der Gemeinde Saint-Jean-Cap-Ferrat. Ein wunderschöner Platz für eine letzte Ruhestätte.
Die kitschige Riesenmadonna mit dem unproportioniert riesig gekrönten Jesus fand ich dagegen etwas befremdlich und fast unheimlich.
Die Kapelle ist innen wenig bemerkenswert, mit Ausnahme der großen Figur des Heiligen Hospitius, der bei uns wenig bekannt ist. Der Legende nach wollte ein lombardischer Heide den Eremiten töten, als plötzlich sein Arm auf wundersame Weise gelähmt war und Hospitius seinen Kopf doch behielt.
Das Leben und die Wunder des Heiligen werden auch auf Bildern und einem Glasfenster von Louis Marchand des Raux dargestellt, einem Künstler des Post-Impressionismus.
Noch ein praktischer Tipp für Meerwanderer: Am Chemin de Saint-Hospice unterhalb des Friedhofs ist eine sehr gut gepflegte öffentliche Toilette.
Auf dem Rückweg geht es nach einer kleinen Serpentine nach links auf einen Weg, der wieder auf den Küstenwanderweg (Sentier du Littoral) führt.
Hier beginnt der schönste Abschnitt auf der Küstenwanderung um das Cap Ferrat:
Von der Saint-Hospice-Halbinsel zum Leuchtturm auf dem Cap Ferrat
Zunächst umrundet man auf einem Felsenweg die Pointe du Colombier, dann kommen zwei schmale Buchten nacheinander, die Anse des Fossettes und die Anse des Fosses:
Beide Buchten haben hohe Befestigungsmauern in ihrem Rücken und Strandzugänge über Treppen.
Hier hat eine Villa offensichtlich noch einen eigenen Strandzugang.
Schon nett, die Lage für ein Häuschen, oder?
Nach der Umrundung der Anses gelangt man auf einen Abschnitt, der wenig bebaut ist, die Gegend um den früheren Steinbruch. Dort stehen zwei Ruinen, die aber toll bemalt sind.
Ich mochte besonders den Steinfisch.
Dann führt der Küstenwanderweg um die eigentliche Nase des Cap Ferrat. Sie besteht aus einer faszinierenden Felsenlandschaft, in die der Weg perfekt integriert wurde.
Auf dem südwestlichsten Zipfel des Cap Ferrat steht ein Leuchtturm. Bevor man dorthin gelangt, geht es aber noch am exklusiven Club Dauphin mit seinen Pavillons vorbei. Was man hier von unten nicht sehen kann, ist der Inifinity-Pool samt Restaurant, für den der Club (er gehört zum Hotel Vier Jahreszeiten) berühmt ist.
Dann beginnt der Aufstieg zum Leuchtturm.
Der Leuchtturm kann nicht besichtigt werden. Der Platz vor dem Turm bietet aber eine tolle Aussicht. Dort steht auch diese etwas pompöse Poseidon-Statue.
Zu meiner großen Enttäuschung war bei unserem Besuch der Küstenwanderweg auf der gesamten Westseite des Cap Ferrat wegen der Gefahr von Felsrutschen gesperrt, und das auf unbestimmte Zeit. Daher mussten wir nach dem Leuchtturm auf Straßen weitergehen. Die sind aber ganz offensichtlich nicht für Fußgänger gedacht, so dass das wenig Meerwanderfreude macht. Und von den Villen ist wenig zu sehen, weil sie sich hinter hohen Mauern und Toren verbergen.
Erst an der Plage de Passable gelangt man wieder ans Meer.
Im Sommer hat dort ein hübsches Strandlokal geöffnet. Im Winterhalbjahr ist es einfach eine sehr nette Bucht mit schöner Aussicht auf Villefranche-sur-Mer.
Nach diesem Strand führt kein Küstenweg weiter. Man muss also wieder über Straßen gehen. Den besseren Weg haben wir leider erst nach unserer Küstenwanderung um das Cap Ferrat entdeckt: Ich empfehle euch, zur Villa Ephrussi de Rothschild zu gehen und von deren Ostseite den Chemin des Moulins einzuschlagen, auf diesem Abschnitt also nicht dem hier gezeigten Track zu folgen. Beide Varianten führen zu diesem Weg auf die Plage des Marinières:
Über die Promenade geht es am hübschen Sandstrand (!) entlang, an dessen Ende ein kleiner Aufstieg zum Bahnhof von Villefranche-sur-Mer führt.
Fazit zu dieser Küstenwanderung
Ich habe die Tour im Februar gemacht und fand, dass das eine perfekte Wanderzeit an der französischen Riviera ist: Es ist dann weder heiß noch voll. Allerdings haben einige Strandbars und -lokale dann nicht geöffnet. Den Aufenthalt an der Côte d’Azur könnt ihr dann gleich noch für einen Besuch von Nizza im Karneval nutzen, was ich nur empfehlen kann.
Parken auf dem Cap Ferrat: Falls ihr mit dem Auto kommen wollt, gibt es eigentlich nur am Hafen von Saint-Jean-Cap-Ferrat öffentliche Parkplätze. Wenn ihr früh dran seid, könnt ihr vielleicht einen ergattern.
Was ihr auf dem Cap Ferrat übrigens unbedingt besichtigen solltet, ist die Villa Ephrussi de Rothschild: Die Villa und die Gärten sind wunderschön, außerdem ist die Lebensgeschichte der Erbauerin höchst interessant. Dazu werde ich aber noch einen eigenen Blogpost schreiben.