Côte d'Azur
Schreibe einen Kommentar

Nizza im Februar – Karneval, Strand und Sehenswürdigkeiten

Karneval in Nizza - der Roi du Carnaval 2023

Nizza im Februar? Das klingt zunächst vielleicht merkwürdig. Ist es aber nicht. Im Gegenteil: Nach der Entdeckung der französischen Riviera als Tourismusziel im 19. Jahrhundert, wurde sie traditionell im Winter besucht, nämlich von Januar bis März. Kein Wunder: Die Temperaturen sind mild und die Sonne scheint häufiger als in nördlicheren Gefilden. Man kann am Strand sitzen und die Sonne genießen und es ist nicht zu heiß, um die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten zu erkunden.

Nizza im Winter

Für den Februar als Reisemonat spricht zudem der Carnaval de Nice, der mit großen Umzügen und „Blumenschlachten“ gefeiert wird.

Spektakulär: der Karneval in Nizza

Zwei Wochen lang herrscht im Februar Ausnahmezustand in der Stadt an der Engelsbucht. Für den Karneval werden die Place Masséna und einiges Gelände drumherum abgesperrt und es werden große Tribünen für die Zuschauer errichtet. Auf dem Gelände finden fast täglich Veranstaltungen statt, nämlich Umzüge bei Tag und am Abend sowie die beliebten „Blumenschlachten“ (Batailles de fleurs). Bei diesen fahren mit Blumen geschmückte Wagen durch die Straßen, von denen aus Blumen in die Menge geworfen werden. Die Besucher gehen oft mit richtigen Sträußen nachhause. Eine sehr hübsche Tradition!

Blumenwagen im Carnaval de Nice

Der Karneval in Nizza findet in dieser Form seit 1873 statt. Er feierte 2023 also sein 150-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass gab es einen besonders großen Jubiläumsumzug (Grande Parade du 150e anniversaire). Den habe ich mir angesehen und war sehr begeistert.

So viel noch vorweg: Zum Carnaval de Nice gehört ein König, der Roi du Carnaval. Er wird während der gesamten Faschingszeit auf einem Platz aufgestellt (wenn er nicht gerade an einem Umzug teilnimmt) und am Ende in einer feierlichen Zeremonie verbrannt. Außerdem steht jeder Karneval unter einem bestimmten Motto. 2023 waren es die Schätze der Welt, der König war also der Roi des Trésors du Monde. Ihr habt die riesige Figur oben im Titelbild schon gesehen; ich fand sie sehr beeindruckend. Der König konnte sogar den Kopf drehen!

Le Roi des Trésors du Monde

Bilder vom Jubiläumsumzug 2023 auf dem Carnaval de Nice

Aber auch sonst waren die großen Wagen mit sehr viel Fantasie und Liebe zum Detail ausgestattet. Sehr hübsch fand ich zum Beispiel diese Venus mit ihren Meerschätzchen.

Venus auf dem Karneval in Nizza

Oder diese ägyptische-indische Liaison:

Wagen auf dem großen Faschingsumzug in Nizza

Ein Wagen fand, die Schätze der Welt wären ihre Kinder. Wer wollte da widersprechen?

Kinder als Schatz der Welt - Faschingswagen

Ganz schön gruselig fand ich diese Medusa. Sie konnte den Kopf und die Hände bewegen und starrte einen immer so unheimlich an …

Das Haupt der Medusa auf dem Carnaval de Nice 2023

Da war man geradezu froh, dass sie von einem gigantischen Perseus begleitet wurde, der gemäß der griechischen Mythologie die schreckliche Gorgone besiegt (und enthauptet) hat. Perseus marschierte sehr lebensecht, bewegte dazu seine Arme und den Kopf. Außerordentlich beeindruckend.

Perseus auf dem Karneval von Nizza

Auch die Musik zählt zweifellos zu den Schätzen der Welt. Hier eine Hommage an den Jazz aus New Orleans:

New-Orleans-Jazzgruppe auf dem Karnevalsumzug in Nizza

Eine politische Botschaft verkörperte dieser Teufel, der bekannte Top-Manager als Marionetten in den Händen hält. Er konnte die Arme heben und senken.

teuflischer Puppenspieler auf der Place Masséna

Eine Gastgruppe aus Venedig gab es auch. Die Masken sind toll!

Venezianische Masken
Venezianische Maske auf dem Karneval in Nizza

Sehr viel Anklang im Publikum und bei den Fotografen fand auch die Gastgruppe aus Brasilien, die ein bisschen Karneval-von-Rio-Flair nach Nizza brachte:

Brasilianische Gruppe auf dem Karneval in Nizza
Tänzerin aus dem Karneval in Rio
Tänzerin aus Rio de Janeiro

Die Gruppe ließ es zum Abschluss richtig krachen!

brasilianischer Wagen auf der Faschingsparade in Nizza

Auch Wagen, die sonst bei den Blumenschlachten mitfahren, waren dabei. Die fand ich mit den blumengeschmückten Schönheiten darauf sehr ansprechend.

Blumendrache
Blumenfee auf dem Karneval in Nizza
Blumenwagen im Karneval von Nizza

Zu den Wagen gehören in der Regel auch Fußgruppen (die konnte ich wegen der vielen Zuschauer aber nicht so gut fotografieren). Eine besonders exotische Gruppe mit prachtvollen Kostümen war aus der Dominikanischen Republik angereist:

Exotische Karnevalsgruppen
Faschingskostüm aus der Dominikanischen Republik
Gruppe aus Bolivien auf dem Karneval von Nizza
Karnevalskostüm aus der Dominikanischen Republik

Dann gab es mehrere Gruppen auf Stelzen. Von denen hat mir die rote Ballon-Truppe am besten gefallen.

rote Ballonmädchen auf dem großen Faschingsumzug in Nizza
rotes Ballonmädchen

Den Abschluss machte ein etwas grimmig blickender Phönix, hinter dem Feuerwerksvulkane aufloderten.

Phönix

Dieser große Karnevalsumzug war ein wirklich spektakuläres Erlebnis!

Praktische Tipps zum Karneval von Nizza

Falls ihr selbst einmal beim großen Umzug oder einer der anderen Veranstaltungen dabei sein wollt, werden euch diese Informationen nützlich sein: Anders als in Deutschland kann man nicht einfach so zum Zusehen kommen, sondern man braucht eine Eintrittskarte für das abgesperrte Gelände. Am einfachsten ist es, wenn ihr die vorab im Internet kauft. Das könnt ihr direkt auf der Website nicecarnaval.com tun.

Die Plätze auf den Tribünen waren zumindest 2023 bereits vier Wochen vor dem Start ausverkauft, aber Stehplätze gab es noch reichlich. Auf dem Ticket steht, welchen Eingang man nehmen muss. Da es dort Sicherheitskontrollen gibt (Taschenkontrolle und Metalldetektor wie am Flughafen), solltet ihr am besten gut eine Stunde vor Beginn vor Ort sein.

Unbedingt einplanen: eine Promenade am Nizza-Strand

Nizza, mit knapp 350.000 Einwohnern die fünftgrößte Stadt Frankreichs, liegt an der Engelsbucht (Baie des Anges) und damit an einem einzigen, fast 5 Kilometer langen Strand. Allerdings ist er nicht sehr breit, und wie die meisten Strände der Côte d’Azur ein Kieselstrand. Man kann dort aber baden und ich habe sogar im Februar (wenige) Schwimmer im Wasser gesehen.

Winterschwimmen ist ja nicht für jeden etwas, aber auch auch als Treffpunkt oder Picknickplatz kann man den Nizza-Strand im Winter nutzen.

Am Strand von Nizza

Unterteilt ist er in einzelne Strandabschnitte, zu denen meist auch schicke Strandlokale gehören.

Strandlokal an der Baie des Anges

Was den Stadtstrand so besonders macht, ist die Promenade, die sich über seine gesamte Länge zieht. Westlich des Jardin Albert Ier trägt sie den Namen Promenade des Anglais, östlich davon, zum Schlosshügel (Colline du Château) hin, heißt sie Quai des États-Unis.

An der Promenade des Anglais in Nizza
an der Promenade des Anglais
am Quai des États-Unis in Nizza
am Quai des États-Unis

Auf der Promenade stehen auch die berühmten blauen Stühle (chaises bleues), auf den Passanten Sonne und Meerblick genießen können.

Sonnenanbeter in Nizza

Diesen Stühlen wurde auf Höhe des Jardin Albert Ier sogar ein eigenes Denkmal errichtet: die Skulptur La Chaise bleue. Ein sehr beliebter Fotospot. Ich konnte auch nicht widerstehen. 🙂

La Chaise bleue an der Promenade des Anglais in Nizza

Gleich hinter der Promenade des Anglais verläuft die gleichnamige, normalerweise stark befahrene Straße. Im Fasching ist dort aber wegen der Absperrungen praktisch nichts los. Sehenswert sind dort auf jeden Fall auch die stattlichen Gebäude, darunter das berühmte Hotel Negresco.

Hotel Negresco

Besonders stimmungsvoll ist es abends an der Promenade, wenn die Sonne sinkt und alles in ein warmes Licht taucht. Das lässt sich von einer chaise bleue aus bestens genießen.

Abends am Strand von Nizza

Nizza von oben: die besten Aussichtspunkte

Eine Stadt am Meer ist von oben erst recht schön. Nizza bietet gleich mehrere Aussichtspunkte, von denen man sie ausgiebig bewundern kann. Diese Aussichtspunkte gehören damit zu buchstäblich zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Aussichtspunkt Lou Casteu

Am östlichen Ende des Quai des États-Unis liegt der Schlosshügel (Colline du Château, oder, im Volksmund Lou Casteu) mit dem Bellanda-Turm. Dort führen ein Aufzug und eine Treppe nach oben. Der Aufzug war allerdings bei unserem Besuch außer Betrieb.

Aufzug und Aufstieg zur Tour Bellanda

Der Aufstieg auf die Aussichtsplattform auf dem Tour lohnt sich auf jeden Fall. Von hier liegt einem die Stadt an der Engelsbucht sehr malerisch zu Füßen.

Blick vom Bellanda-Turm auf Nizza

Von der früheren Zitadelle sind heute nur ein paar Ruinen übrig.

Ruinen des Château de Nice

Und ein künstlicher Wasserfall (Cascade du Casteu), der ebenfalls einen sehr schönen Fotosport abgibt.

Wasserfall auf dem Schlossberg von Nizza

Oberhalb der Cascade du Casteu liegt eine weitere Aussichtsterrasse.

Aussichtspunkt oberhalb der Cascade du Casteu

Von hier sieht man besonders gut die Altstadt von Nizza, die sich deutlich von der jüngeren Bebauuung abhebt.

Blick auf die Altstadt von Nizza

Auf dem Schlosshügel herrscht meist ein reges Treiben, weil ein Teil davon von den Schulen als Sportgelände genutzt wird. Es gibt auch einen großen Spielplatz, ein Café und ein paar archäologische Reste einer Kathedrale aus dem 11. oder 12. Jahrhundert zu sehen. Und einen weiteren Aussichtspunkt, der den Blick nach Osten und auf den Hafen von Nizza freigibt.

Aussichtspunkt auf der Colline du Château
Blick von der Colline du Château auf den Hafen von Nizza

Im Hafen liegen vor allem Privatboote. Es gibt aber auch Fährschiffe, die Korsika ansteuern.

Aussichtspunkt Belvédère du Mont Boron

Hinter dem Hafen von Nizza erhebt sich der Mont Boron, ein Hügel, der Nizza von Villefranche-sur-Mer trennt. Von der Avenue Jean Lorrain aus führt ein beschilderter Weg zur Grotte du Lazaret. Gleich daneben steigt ein schmaler Fußweg in Serpentinen den Hügel hinauf.

Fußweg auf den Mont Boron

Von diesem Weg aus bieten sich immer wieder tolle Ausblicke auf den Hafen und den Schlosshügel von Nizza. Der oberste Aussichtspunkt ist der Belvédère.

Aussicht auf Nizza vom Belvédère du Mont Boron

Aussichtspunkt MAMAC

Zu den Sehenswürdigkeiten von Nizza zählen mehrere hochkarätige Museen. Dazu gehört auch das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst (Musée d’Art Moderne et d’Art Contemporain de Nice), das MAMAC. Ein Besuch dort lohnt sich aus meiner Sicht bereits wegen der Werke von Niki de Saint Phalle.

Nana von Niki de Saint Phalle im MAMAC  Nizza

Aber eben auch wegen des Rooftop-Rundgangs, von dem aus man wunderschöne Rundblicke auf die Stadt genießen kann.

auf der Dachterrasse des MAMAC
Panoramarundgang auf dem MAMAC in Nizza
Blick über die Dächer von Nizza

Oh ja, ich kann es absolut verstehen, dass die Stadt im Dialekt der Einheimischen auch Nissa la Bella (Nizza, die Schöne) genannt wird.

Praktische Tipps für einen Tagesausflug nach Nissa la Bella

Mit dem Auto nach Nizza zu fahren ist wegen der Parkplatzknappheit und der hohen Parkhauspreise grundsätzlich nicht empfehlenswert. Im Februar schon gar nicht, weil dann durch die Sperrungen für das Karnevalsgelände zusätzliches Verkehrschaos entsteht. Man kann Nizza aber von allen Küstenorten der Côte d’Azur mit dem Zug problemlos und preisgünstig erreichen. Die Strecke Ventimille-Cannes wird halbstündlich bedient.

Der Bahnhof liegt so zentral, dass man von dort alle Sehenswürdigkeiten problemlos zu Fuß oder ggf. mit der Straßenbahn erreichen kann.

am Bahnhof von Nizza

Falls ihr ein Gepäckstück aufbewahren lassen wollt: Am Bahnhof selbst gibt es keine Schließfächer. Aber im Hotel Interlaken gleich gegenüber übernimmt man die Gepäckaufbewahrung für 5 Euro pro Stück.

Auf die Idee, Nizza im Februar zu besuchen, hat mich übrigens Felicitas, die Berlinerin in Frankreich, gebracht. Sie hat auf ihrem Blog einen sehr informativen Beitrag zu Wetter und Reisezeit an der Côte d’Azur veröffentlicht, den ich euch nur empfehlen kann. Auch sonst findet ihr auf ihrem Blog viele gute Tipps zu dieser schönen Region.

Parallel zum Karneval in Nizza findet das Zitronenfest in Menton statt, zu dem es ebenfalls tolle Umzüge gibt. Seht euch dazu meinen Post über Menton, die farbenprächtige Schöne an der Côte d’Azur an. Einen Besuch zu jeder Jahreszeit lohnt auch Villefranche-sur-Mer, die reizende Nachbarin von Nizza.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert