Strandbars sind für mich richtige Glücksorte. Ob nach einer langen Meerwanderung oder an einem eher faulen Urlaubstag, was könnte es Schöneres geben, als auf einen Café, eine Planche oder einen Sundowner einzukehren und sich in die Betrachtung des Meeres zu versenken?
An der normannischen Côte d’Albâtre gibt es aus praktischen Gründen nur wenige Strandbars. Auf den hohen Klippen oder in den engen Valleuses hätte das ja auch wenig Sinn. Aber in Dieppe liegt eine, die ihr nicht verpassen solltet. Und ab Le Havre und der Côte Fleurie geht es richtig los. Hier stelle ich euch meine liebsten Strandbars in der Normandie in geografischer Abfolge (von Ost nach West) vor.
Contents
- 1 Direkt an den Klippen: Le Bar O Mètre, Dieppe
- 2 Die Versteckte: Le Bout du Monde, Sainte Adresse
- 3 Die Schicke unter den Strandbars: Le Spot, Honfleur
- 4 Die Unprätentiöse unter den Strandbars: La Cabane Bleue, Villerville
- 5 Die Lässigste unter den Strandbars: La Cahute, Bricqueville-sur-Mer
- 6 La Paillote, Carolles-Plage
Direkt an den Klippen: Le Bar O Mètre, Dieppe
Der Stadtstrand von Dieppe ist kiesbedeckt wie fast alle Strände der Alabasterküste, nur bei Ebbe kommt der feine Sand zum Vorschein. Am gesamten Strand entlang führt eine Promenade, die im Osten am Hafen von Dieppe und im Westen an den Klippen (falaises) endet. Genau, unterhalb der Klippe, liegt Le Bar O Mètre. Eigentlich nur ein kleiner Pavillon mit ein paar Sitzplätzen, aber ein spektakulär schöner Ort für einen Kaffee oder einen Aperol Spritz. Letzterer ist übrigens ziemlich teuer, wird dafür aber mit Champagner zubereitet und ist entsprechend köstlich.
Man bekommt aber genauso freundlich einen billigen und erfrischenden Diavolo serviert.
Le Bar O Mètre ist auch ein beliebter Platz zum Beobachten den Sonnenuntergangs, man hat daher auch abends geöffnet.
In der Strandbar kann man auch kleine Gerichte bekommen, etwa Planches oder Austern. Sie gehört nämlich zum Restaurant Le Bas Fort Blanc, das ihr links im Bild seht. Dort wird gehobene Küche zu entsprechenden Preisen serviert, aber wochentags gibt es mittags wie abends ein preisgünstiges Menü. Ihr könnt also zum Beispiel nach dem Sundowner in der Strandbar ins Restaurant zum Essen wechseln. Das Interieur ist viel schöner, als man von außen vermuten würde, der Service ist freundlich und aufmerksam und die Küche exzellent.
Die Versteckte: Le Bout du Monde, Sainte Adresse
Hinter dem Kieselstrand von Le Havre erstreckt sich eine Promenade, an der sich Strandbars wie Muscheln an einer Kette aufreihen. Hier kann man etwas trinken, eine Kleinigkeit essen und den Leuten beim Flanieren und Sonnenbaden zusehen. Das macht durchaus Spaß, ist aber wenig beschaulich.
Für ein stilleres, intensiveres Strandbarglück lohnt es sich, weiter zu wandern. Über die Promenade ostwärts und dann rund um das Cap, das ihr oben im Bild seht. Dort liegt die Nachbargemeinde Sainte-Adresse. Der Punkt, an dem die Landzunge am weitesten ins Meer ragt, ist die Pointe de La Hève. Die hat schon Claude Monet fasziniert und zu einem Gemälde inspiriert. Bei unserem Besuch war der Wolkenhimmel immerhin nicht ganz so dramatisch wie auf seinem Bild.
Wir waren ja unterwegs zu einer der schönsten Strandbars der Normandie. Sie liegt an der Pointe de la Hève, gefühlt (zumindest fast) am Ende der Welt. Deswegen nennt sie sich Le Bout du Monde.
Ihren Charme entfaltet sie, sobald man die kleine Treppe erklommen hat. Auf der hübschen Terrasse sitzt man sehr gemütlich und mit schönem Meerblick. Vom Angebot ist Le Bout du Monde eher ein Bistrot: Man kann hier gepflegt Meeresfrüchte und Austern futtern.
Oder auch in aller Ruhe Kaffee trinken und Kuchen oder eine Süßspeise genießen.
Falls das Wetter mal gar nicht mitspielt: Drinnen ist es auch recht anheimelnd.
Der Strand von Sainte-Adresse ist dagegen nicht so besonders einladend. Nur hartgesottene Normannen können ihm einen vergnügten Nachmittag abtrotzen.
Die Schicke unter den Strandbars: Le Spot, Honfleur
Wer das malerische Honfleur an der Seine-Mündung als Tagestourist besucht, bekommt oft gar nicht mit, dass es hier auch einen Strand gibt. Der erstreckt sich westlich des Ortskerns und beginnt am Ende der Promenade bzw. des Jardin des Personnalités. Von dort kann man westwärts bis zur Strandbar Le Spot spazieren. Oder man parkt am Parkplatz zur Plage de Honfleur an der D513. Le Spot liegt direkt unterhalb.
Sie ist die Größte und Teuerste unter meinen liebsten Strandbars in der Normandie. Hier kostet der Frappé 5 Euro, man kann sich auch noch viel kostspieliger mit Champagner verwöhnen.
Aber es sitzt sich so entspannt mit den Füßen im weichen Sand. Gelegentlich fahren Schiffe in die Seinemündung ein, im Hintergrund sind die Hafenkräne und sonstigen Hafenanlagen von Le Havre zu sehen.
Kleine Palmen verleihen der normannischen Küste ein vages Südseeflair. Die Weitläufigkeit des Strandes lässt besonders bei Ebbe das Gedränge, das in Honfleur mitunter herrscht, in Vergessenheit geraten. Ja, es ist wirklich schön hier.
Die Unprätentiöse unter den Strandbars: La Cabane Bleue, Villerville
Villerville ist für mich ein echtes Kleinod an der Côte Fleurie. Das 600-Einwohner-Dorf liegt zwischen den Berühmtheiten Honfleur und Trouville/Deauville und wird von Touristen oft rechts liegen gelassen. Dabei hat es einen sehr hübschen Ortskern, schöne alte Villen, eine gepflegte Promenade und einen netten Strand. An dem liegt die Cabane bleue.
Am einfachsten erreicht man sie vom kleinen Parkplatz am westlichen Ortsrand, von dem ein Fußweg hinunter zur Plage des Graves führt.
Warum sie den Namen „Die blaue Hütte“ trägt, ist unschwer zu erkennen.
Da es keinen Wasseranschluss gibt, werden Crèpes und Muscheln auf Papptellern und in Pappbechern serviert. Für Getränke gibt es wiederverwertbare Plastikgefäße, die man in einen eigenen Sammelbehälter wirft.
Das Angebot und seine Präsentation sind schlicht und gut, die Preise moderat, die Atmosphäre ist familiär. Ein prima Ort, um ausgiebig zu pausieren.
Wer mag, kann am kleinen Strand auch (Sonnen-)Baden.
Die Lässigste unter den Strandbars: La Cahute, Bricqueville-sur-Mer
Objektiv betrachtet ist sie keineswegs die Schönste unter den Strandbars in der Normandie. La Cahute ist eine sehr einfache, fast primitive Hütte am Parkplatz vor dem Strand von Bricqueville-sur-Mer.
Warum gerade sie meine absolute Lieblingsstrandbar ist? Das liegt zum einen am schlichten, aber guten Angebot. Für kleines Geld gibt es überraschend vielfältig zusammengestellte Planches, Crèpes und andere Kleinigkeiten. Der Wein wird im Wasserglas serviert und schmeckt prima.
Zum anderen liegt es am Publikum: Nirgends sonst habe ich eine so bunte Mischung angetroffen. Bei der Hüttenwirtin Sonia finden sich die Dörfler aus der Umgebung genauso ein wie die Urlauber vom nicht weit entfernten Campingplatz. Es kommen junge Mütter mit Kleinkindern, um Coolness bemühte Teenager, beleibte Womo-Urlauber ohne T-Shirt und Damen mit Strandkleidern aus dem Nobelkatalog. Einträchtig sitzen alle mit bloßen Füßen im Sand auf den bunten Klappstühlen und lassen es sich gutgehen.
Am meisten liegt es an Sonia, die in der winzigen Hütte werkelt und das Essen mit entspannter Herzlichkeit serviert. Sie strahlt so viel Gelassenheit aus, dass es für alle reicht. Lässiger kann eine Strandbar nicht sein.
An den Wochenenden treten abends oft Bands auf. Dann empfiehlt es sich, vorab telefonisch einen Tisch zu reservieren (die Telefonnummer von Sonia findet ihr auf der Facebookseite von La Cahute). Wer ohne Reservierung kommt, findet aber auch noch einen Sitzplatz im Sand. Während die Dämmerung über den Strand sinkt, steigt die Stimmung. Musik und Gelächter übertönen die Brandung und man möchte einfach nur sitzen, lauschen und genießen. Ich freue mich schon auf meinen nächsten Besuch zu einem Strandkonzert an La Cahute! (Ein Foto von einem solchen Abend habe ich als Titelbild für diesen Post gewählt.)
Ach ja: Der Strand von Bricqueville-sur-Mer ist weitläufig und flach. Man kann hier sehr gut baden und chillen.
La Paillote, Carolles-Plage
Eine Paillote ist wörtlich übersetzt eine Strohhütte, der Begriff hat sich aber auch als Bezeichnung für einfache Strandbars etabliert. La Paillote heißt also „Die Strandbar“, was man als ein bisschen unbescheiden interpretieren könnte. Tatsächlich gibt es im Badeort Carolles-Plage mehrere Restaurants, aber nur eine Paillote, also passt das schon. Sie liegt auf der Düne vor dem Strand und bietet französisch interpretiertes Pubfood an: Burger, Fish and Chips, Moules Frites, Salat.
Man kann aber auch nur einen Café oder einen Sundowner trinken.
Das Essen ist gut und günstig, die Atmosphäre locker und herzlich.
Nach dem Essen könnt ihr noch einen kleinen Strandspaziergang machen – der Strand von Carolles-Plage gehört zu den schönsten in der Bucht des Mont-Saint-Michel.
Falls ihr in dieser Gegend noch mehr unternehmen (und danach in La Paillote einkehren) möchtet, empfehle ich meine Posts über die Küstenwanderung zur Cabane Vauban bei Carolles und zur unvergesslichen Wanderung durch die Bucht zum Mont-Saint-Michel.
Zwei meiner liebsten Strandbars in der Normandie findet ihr übrigens auch im Buch Glücksorte in der Normandie, das ich gemeinsam mit meiner Freundin und Kollegin Hilke Maunder geschrieben habe. Ohne sie hätte ich Le Bout du Monde nicht entdeckt. Und für euch sind noch weitere 78 Orte im Buch enthalten, die euch bestimmt auch glücklich machen. 🙂