Die beiden Caps Gris-Nez und Blanc-Nez zählen zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten an der französischen Opalküste, die sich zwischen Calais und der Baie de Somme erstreckt. An der Küste entlang und auch durch das Gebiet der beiden Caps (französisch: Site des Deux Caps) zieht sich der Fernwanderweg GR120. Auf diesem sind wir vom Dorf Audresselles bis zum Cap Gris-Nez und zurück gewandert.
Wenn ihr diesen Link anklickt, seht ihr den Track zur Tour auf Komoot und könnt ihn auch herunterladen:
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Weitere InformationenDie einfache Strecke bis zum Cap Gris-Nez mit seinem Leuchtturm und den Aussichtsplattformen ist etwa 6 Kilometer lang, hin und zurück sind es daher rund 13 Kilometer. Da der Weg abwechslungsreich ist und es nur wenige Auf-und-Ab-Abschnitte gibt, ist er sehr angenehm zu erwandern und mit normaler Grundkondition gut zu machen.
Noch ein Hinweis vorab:
Besondere „Sehenswürdigkeiten“ entlang des Wegs (wie an der gesamten Opalküste) sind die zahlreichen Bunker und Geschützstationen aus dem Zweiten Weltkrieg. Das nationalsozialistische Deutschland hatte damals über eine Länge von fast 3.000 Kilometern den „Atlantikwall“ errichtet, der die Küsten Deutschlands und der besetzten Gebiete nach Norden gegen Angriffe der Allierten sichern sollte. Diese Bunker werden in Frankreich Blockhaus (gesprochen: blokos) genannt. Manche wurden nach Kriegsende gesprengt, viele sind aber noch vorhanden. Da sie sehr massiv gebaut waren, sind sie an sich meist noch gut erhalten. Allerdings sind viele im Lauf der Zeit und unter dem Einfluss der Winterstürme auf dem sandigem Grund ins Rutschen gekommen. Manche liegen daher heute auf dem Strand.
Start- und Endpunkt unserer Tour ist der Wanderparkplatz bei Audresselles (Parking de la Pointe du Nid de Corbet). Dort geht es geradeaus hinunter zum Strand und nach rechts auf den GR120.
Contents
Küstenwanderung von Audresselles zum Cap Gris-Nez
Der Küstenwanderweg verläuft zunächst als schmaler Pfad, wird aber bald etwas breiter.
Und schon bald kommt das erste Blockhaus in Sicht, das zur Anlage WN 168 Leyer gehört. Die Anlagen tragen alle Namen aus der Kriegszeit. Da ich mich damit nicht auskenne, werde ich hier nichts weiter dazu schreiben. Ich betrachte betrachte die Betonklötze eher als Mahnmale.
Da die Küste hier ziemlich steil ist, musste sich das Wasser der Bäche und Flüsschen einen Weg hindurchgraben, um ins Meer zu gelangen. Deswegen passieren wir auf unserer Wanderung zum Cap Gris-Nez immer wieder schmale, aber tiefe Einschnitte oder Kerben (französisch: cran), in denen ein Wasserlauf einen Weg zum Strand freigemacht hat.
Dann geht es wieder näher am Meer weiter.
Bis zum nächsten Einschnitt, hier dem Cran Poulet:
Bald darauf kommen die nächsten Überreste eines Geschützstands in Sicht.
Dieser wurde aber offensichtlich gesprengt.
Am nächsten Cran, der den hübschen, wenn auch etwas kuriosen Namen Cran aux Oeufs (deutsch: Eierkerbe) trägt, stehen unvermittelt einige Häuser am Weg.
Danach geht es aber wieder an Feldern und Wiesen vorbei bis zum nächsten Blockhaus.
Blockhausbesichtigung
Es trägt den kryptischen Namen WN 165 Frundsberg und ist noch sehr gut erhalten. Man kann sogar hineingehen, was ich natürlich auch gemacht habe.
Sehr anheimelnd war es da drin wohl nie …
… aber es ging ja auch in erster Linie um die gute Aussicht.
Am besten hat mir das Graffito an der Seitenwand gefallen. Ein sehr passender Kommentar zur Vergangenheit dieses Betonklotzes:
Vom Bunker aus erblickt man bereits den Leuchtturm auf dem Cap Gris-Nez.
Zunächst gilt es aber, einen weiteren Cran zu überqueren.
Schnell rückt das Ziel der Wanderung näher.
Umleitung zum Cap Gris-Nez
Allerdings wurde das letzte Wegstück auf dem originalen Verlauf des GR120 zum Cap Gris-Nez in jüngerer Zeit wegen Bodenerosion und der Gefahr von Klippenabbrüchen gesperrt. Der neue Wegverlauf bringt einen Umweg mit sich: Man biegt nach rechts ins Landesinnere ab und wandert nach einem Linksknick zwischen Feldern zum Dorf Framezelle. Dieses gehört zur Gemeinde Audinghen.
In Framezelle ist man auf Besucher eingerichtet: Es gibt dort ein Bistro, ein Café, eine Frittenbude und ein Restaurant (im Bild). In der Nachsaison ist an Wochentagen aber nicht alles geöffnet; uns hat es in Les Margats de Raoul gut gefallen.
Der Nachteil der neuen Wegführung ist, dass man an der Straße entlang bis zum Cap Gris-Nez gehen muss. Es ist aber nicht weit und im oberen Verlauf hat sich bereits ein Trampfelpfad neben der Straße gebildet.
Am Cap Gris-Nez
Der Name der Landspitze bedeutet auf Deutsch „Graue Nase“. Grau ist aber nur der Leuchtturm, der mittig darauf platziert ist. Er steht unter Denkmalschutz, ist aber immer noch in Betrieb und kann nicht besichtigt werden. Daneben befindet sich eine Seebeobachtungsstation. Bei dem regen Verkehr auf dem Ärmelkanal hat die sicher gut zu tun.
Die vielen Besucher kommen aber ohnehin nicht wegen des Leuchtturms, sondern wegen der Aussichtsplattformen auf dem Cap. An klaren Tagen kann man von hier die Klippen von Dover sehen.
Leider waren wir an einem eher dunstigen Tag dort. 🙂
Auf dem Cap existiert ein ganzes Wegenetz, das zu erkunden sich lohnt. So gelangt man zu einer weiteren Aussichtsplattform. An klaren Tagen … das wisst ihr ja schon.
Nebenan grasen friedlich die Schafe und setzen weiße Tupfer ins Blaugrün.
Wenn man in östlicher Richtung weitergeht, gelangt man zu einem weiteren interessanten Ort.
Dort befindet sich eine weitere Befestigungsanlage aus dem Zweiten Weltkrieg, die zum Schutz gegen Angriffe aus England dienen sollte.
Das Spannende daran ist, dass sie auf den Resten einer weitaus älteren Befestigungsanlage angelegt wurde: Nämlich auf einem Fort, das einst die Engländer errichtet hatten, als sie diesen Landesteil beherrschten und ihn gegen die Franzosen verteidigen wollten. Genauer gesagt war es Heinrich der VIII. (ja, der mit den vielen Frauen), der er es ab 1546 erbauen ließ. Das Cap hatte eben über viele Jahrhunderte strategische Bedeutung.
Wenn man genau hinsieht, erkennt man die Spuren des englischen Forts noch im Gelände.
Geht man weiter auf dem Weg, kann man zum Strand am Cap Gris-Nez absteigen.
Bei Ebbe kommt dort ein wunderschöner Sandstrand zum Vorschein. Wir waren allerdings bei Flut da und wie überall am Ärmelkanal gibt es bei Flut halt keinen Strand …
Oberhalb des Strands liegt ein Restaurant (Les Sirènes), das im Internet sehr gute Bewertungen hat. Wir sind dort aber nicht eingekehrt, sondern in Framezelle in den Margats de Raoul.
Rückweg vom Cap nach Audresselles
Danach haben wir uns auf den Rückweg gemacht. Ihr kennt das ja: Auch auf einem bekannten Weg ist die Perspektive neu, wenn man ihn in umgekehrter Richtung geht.
So sieht die Passage am Cran aux Oeufs aus der anderen Richtung aus:
Und so der gesprengte Geschützstand:
Und dann kommt auch schon bald Audresselles auf seiner spitzen Landzunge in Sicht.
Eine sehr schöne Wanderung war das, die ich euch gerne empfehle.
Falls ihr weitere Meerwanderungen in Nordfrankreich sucht, empfehle ich euch meinen Post über die herrliche Küstenwanderung von Yport nach Étretat auf dem GR21.