Veules-les-Roses liegt an der Alabasterküste westlich von Dieppe und gehört zu den sechs normannischen Dörfern, die sich ganz offiziell zu den schönsten Dörfern Frankreichs (les plus beaux villages de France) zählen dürfen. Tatsächlich ist das 500-Einwohner-Örtchen ausgesprochen hübsch und einen Besuch wert.
Eine Kuriosität, die es schon früh bekannt machte, ist das Flüsschen, das am südlichen Ortsrand entspringt. Mit ihren rund 1,1 km Länge ist die Veules nämlich der kürzeste Fluss Frankreichs. Hier seht ihr die gefasste Quelle der Veules:
Eigentlich wirkt sie eher wie ein Bach. Aber ein sehr fleißiger, denn die Veules treibt schon seit Jahrhunderten mehrere Mühlen an. Kurz nach der Quelle bewässert sie zudem die Kressefelder, die neben der Fischerei früher eine wichtige Einnahmequelle für die Dörfler waren. Der Kresseanbau geht dort bis ins 14. Jahrhundert zurück und muss eine recht mühsame Arbeit gewesen sein – das Wasser der Veules ist etwa 10°C kalt. Ganz schön frisch zum darin Herumsteigen …
Noch heute wächst die Echte Brunnenkresse (frz. cresson) hinter diesem reetgedeckten Pavillon:
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Ein Rundgang durch Veules-les-Roses
Veules-les-Roses wurde bereits im frühen 19. Jahrhundert als Badeort (frz. station balnéaire) entdeckt und zog in der Folge auch Künstler und Maler an. Man ist im Umgang mit Touristen also geübt und zeigt das Dörfchen von seiner besten Seite. Daher gibt es auch einen beschilderten Rundgang (frz. circuit touristique), der von der Veules-Quelle zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten führt.
Besonders hübsch sind die alten Fachwerkhäuser.
Dieses prachtvolle Gebäude war früher eine Mühle (Le Moulin du Gué), ist heute aber einfach ein sehr schönes privates Anwesen und eines der meistfotografierten Bauwerke im Ort.
Wenig später zweigt der circuit touristique ab in die Champs Elysées. Anders als in Paris handelt es sich in Veules-Les-Roses nicht um eine Prachtstraße, sondern um einen Spazierweg, der an weiteren alten Mühlen entlangführt. Für einen so kurzen Wasserlauf hatte die Veules wirklich ordentlich zu tun …
Diese Mühle (Moulin des Aieux) war immerhin bis 1952 in Betrieb. Heute mahlt sie keinen Weizen mehr, aber das Mühlrad dreht sich noch bzw. wieder.
Es macht Spaß, die kleinen Wege und Stege entlangzuspazieren und die hübschen Häuschen zu betrachten.
Am Strand von Veules-les-Roses
Wie ihr gesehen habt, ist die Veules weitgehend kanalisiert und wegen der Mühlen auch immer wieder aufgestaut. Ein kurzes Stück darf sie dann freier fließen, bevor sie in einem steinernen Bett ins Meer geleitet wird.
Einen Hafen gibt es in Veules-les-Roses schon lange nicht mehr, aber dafür eine Promenade mit Wellenbrechern, einen Steg (von dem aus wurde das Foto aufgenommen) und einen Kies-Sand-Strand. Wie häufig an den Stränden in den relativ schmalen Einschnitten (frz. valleuses) an der Alabasterküste sind die typischen Badehäuschen aus Platzgründen in mehreren Etagen angeordnet.
Wenn man in der Vor- oder Nachsaison kommt, ist hier nicht viel los, es baden vorwiegend Einheimische und die Ausflügler aus der Umgebung packen ihre Picknicktaschen am Strand aus. Die Atmosphäre ist familiär und angenehm entspannt.
Die Martinskirche (Église Saint-Martin): Reinschauen lohnt sich!
Die Sankt-Martins-Kirche im Herzen des Dorfs geht bis aufs späte 12. Jahrhundert zurück, wobei aus dieser Zeit nur der Turm mit dem quadratischen Grundriss übrig ist. Der restliche Teil des Kirchenbaus stammt überwiegend aus dem 16. und 17. Jahhrundert.
Wie die meisten Kirchen wurde auch diese während der franzöischen Revolution geplündert. Einige Schätze konnten aber wiedergefunden werden und das schöne Gewölbe mit den üppig verzierten Säulen ist ohnehin einen Besuch wert.
Große Verehrung unter den Fischern von Veules-les-Roses genoss diese Figur Unserer lieben Frau im Schnee (Notre Dame des Neiges), die aus dem 18. Jahrhundert stammt.
Mir hat diese Figur des Heiligen Martin beim Mantelteilen besonders gut gefallen. Jesus als Bettler mit amputiertem Unterschenkel sieht man jedenfalls nicht oft.
Dieses Deckenfresko im Chor fand ich ebenfalls bemerkenswert:
Wissenswertes und Tipps zum Besuch in Veules-les-Roses
Woher stammt eigentlich der Name des Ortes? Hauptnamensbestandteil ist die Veules und weil es im Pays de Caux liegt, hieß das Dorf früher Veules-en-Caux. Erst als es touristisch bekannter wurde und vermehrt Besucher und Künstler aus Paris anzog, benannte es sich um: Seit 1897 heißt es Veules-les-Roses. Das klingt natürlich viel hübscher. Und tatsächlich blühen auffallend viele Rosen in diesem reizenden Örtchen.
Anreisen, parken und einkehren
ÖPNV: Veules-les-Roses ist eine Station auf der Buslinie 514 zwischen Dieppe und Saint-Valéry-an-Caux. Allerdings fährt der Bus nur ein paar Mal täglich.
Auto: Am südlichen Ortsrand liegen mehrere gut ausgeschilderte Parkplätze, wo man das Auto kostenlos abstellen kann. Im Ortszentrum darf man nur 30 Min. parken; es ist aber ohnehin viel schöner, das Dorf ausschließlich zu Fuß zu entdecken.
Einkehren: Für ein 500-Einwohner-Dorf gibt es eine ganz erstaunliche Anzahl an Restaurants und Cafés. Wir haben in Comme à la Maison gefrühstückt, das eine Mischung aus Café und Restaurant ist. Ich fand es sehr hübsch eingerichtet und die hausgemachten Kuchen sehr gut.
Falls ihr nach weiteren schönen Ausflugszielen an der Alabasterküste sucht: Von Veules-les-Roses fährt man nur eine Stunde bis Étretat, das berühmte normannische Seebad mit seinen Felsentoren. Und wenn ihr ein weiteres der plus beaux villages de France in der Normandie entdecken wollt, empfehle ich euch meinen Post über Honfleur – Sehenswürdigkeiten und Tipps.