Jurmala kann auf eine lange Tradition als Seebad zurückblicken: Bereits 1838 (zu dieser Zeit gehörte Lettland zu Russland) genehmigte Zar Nikolaus I. den Bau der ersten Badeanstalt am Rigaischen Meerbusen, und zwar in Kemeri (deutsch: Kemmern). In der Folge entstand ein Villenort am anderen entlang des langen, flachen Sandstrandes. Betuchte Baltendeutsche und russische Adelige errichteten dort schicke Holzhäuser und Jugenstilvillen. Über ein Dutzend dieser Strandorte wurde 1920 (damals wurde Lettland erstmals eine selbstständige Republik) zur Stadt Rigas Jurmalas zusammengefasst. Übersetzt bedeutet das „Strand von Riga“.
Aus dieser Zeit stammt das frühere öffentliche Schwimmbad am Strand von Jurmala. Während der Sowjetzeit wurde es als Kurklinik genutzt. Leider steht dieses prachtvolle Gebäude heute leer.
Während der Sowjetzeit wurde Jurmala zum Urlaubsziel für verdiente Genossen, damals setzte ein richtiger Massentourismus ein. Nachdem Lettland 1991 wieder zur souveränen Republik geworden war, wurden in Jurmala auch moderne Hotels gebaut, in denen Balten, Westeuropäer und Russen (Letztere bis zum Überfall auf die Ukraine) gerne Urlaub machen. Die touristische Infrastruktur ist sehr gut: Es gibt viele Restaurants und Cafés, Geschäfte und Spielplätze, Bäder und Day-Spas und nicht zuletzt eine größere Anzahl an öffentlichen Toiletten. Wir waren in der Vorsaison Ende April unterwegs, da ist es in Jurmala noch ruhig und man rüstet sich für den Sommer.
Wenn ihr auf diesen Link klickt, seht ihr den Track zu unserem Jurmala-Rundgang und könnt auch die GPS-Daten herunterladen.
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Mehr InformationenEin gemächlicher Rundgang über den Strand von Jurmala und durch den Ortsteil Majori
Vom Hauptbahnhof Riga aus fahren halbstündlich S-Bahn-ähnliche Züge nach Majori (Fahrtzeit 25 Minuten). Selten zeichnet sich ein Bahnhof durch eine so schöne Lage aus wie der von Majori. Direkt hinter dem Bahnsteig fließt der Fluss Lielupe träge dahin (bei der Ankunft aus Riga zur Linken), an dessen großen Schleife entlang sich die Gleise westwärts schlängeln.
Da wir möglichst schnell zum Strand wollten, sind wir vom Bahnhof aus in Fahrtrichtung ein Stück an der Lienes iela (iela heißt auf Lettisch „Straße“) gegangen und dann nach rechts in die Erglu iela abgebogen. Sie führt an einem Hotel und einem Appartementhaus vorbei direkt zum Strand, den man über diese Treppe erreicht:
Der Strand ist sehr flach und sehr lang. Ein Traum für Strandspaziergänger!
Und für Möwen natürlich.
Wir haben uns nach rechts gewendet, da wir ja später noch durch Majori bummeln wollten. Das Gebäude, das ein Kreuzfahrtschiff erinnert, ist das Baltic Beach Hotel. Davor, wie überhaupt am Jurmala Beach entlang, wurden Zelte und Pavillons aufgebaut. Während der Saison muss man also den Strand sicher nicht verlassen, um zu essen.
In der Vorsaison ist es zwar noch zu kalt zum Baden, aber Spazierengehen geht schon.
Kaffeetrinken auch.
An dieser eleganten Aussichtsterrasse haben wir den Strand verlassen und sind in die Turaidas iela eingebogen.
Ein Bummel durch Majori
Auf diesem Wegstück sind wir im Stadtteil Dzintaru. Dort steht das denkmalgeschützte Konzerthaus von 1936 (auf Lettisch heißt es Dzintaru konzertzale). Es ist heute noch in Betrieb.
An dieser Straße reiht sich ein schönes Gebäude an das nächste, darunter Hotels, Restaurants und Appartementhäuser.
Fast schon unwirklich bunt und glänzend sieht diese orthodoxe Kirche aus, die Unserer lieben Frau von Kazan geweiht ist.
Vielleicht glänzt sie auch nur so, weil sie nigelnagelneu ist. Sie wurde nämlich erst 2019/2020 erbaut. Vor der Kirche steht der brozene Globus von Jurmala.
An diesem Globus biegen wir nach rechts ab in die Jomas iela und damit in den Stadteil Majori. Die Jomas iela ist DIE Flaniermeile in Jurmala, gesäumt von Boutiquen, Cafés und Restaurants, Kneipen und Spielhallen.
Selbst an einem ziemlich kühlen Aprilnachmittag sitzt man hier draußen und lässt sich von der Sonne wärmen. Lustig fand ich das Nebeinander von alter Bäderarchitektur und neuen Gebäuden.
In dieser kleinen Konditorei haben wir uns ein paar Leckereien ausgesucht und uns ebenfalls auf die Straße gesetzt.
Es gab Lavazza-Cappuccino, ein ausgesprochen köstliches Éclair und eine ziemlich heftige Irgendwas-Honig-Schnitte, die sehr satt macht.
Ein bisschen Shopping gehört ja auch zum Urlaub. An diesem Bernstein-Kiosk konnte ich nicht widerstehen und habe mir für kleines Geld ein sehr hübsches Kettchen gekauft.
Nach gut einem Kilometer gelangt man auf der schnurgerade verlaufenden Jomas iela wieder zum Bahnhof von Majori.
Die Statue von St. Georg und dem Drachen fand ich ganz wunderbar. Vor allem, weil der edle Ritter etwas dämlich und der arme Lindwurm so niedlich-entsetzt dreinschaut.
Beim Warten auf den Zug nach Riga kann man vom Bahnsteig aus die Lielupe ausgiebig bewundern. Schon schön hier …
Fazit zum Besuch in Jurmala
Der Ausflug nach Jurmala bzw. Majori lohnt sich bei einem etwas längeren Riga-Aufenthalt auf jeden Fall. Die alte Bäderarchitektur ist sehr sehenswert und wer gerne am Meer entlang wandert, wird am weit über 10 Kilometer langen Strand sicher glücklich. Im Sommer ist wohl richtig viel los, wer aber westwärts wandert, findet auch dann garantiert noch ein stilleres Plätzchen im Sand. Schwimmer müssen im flachen Wasser allerdings recht weit hinauswaten, bevor sie loslegen können.
Wenn ihr euch für weitere exquisite Strände am Rigaischen Meerbusen interessiert, empfehle ich euch meinen Post zum genialen Roadtrip von Riga zum Kap Kolka.