Normandie
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Granville erkunden – Stadtrundgang vom Hafen über die Pointe du Roc

Blick auf den Stadtstrand von Granville

Granville hat zwar nur rund 12.000 Einwohner, ist aber trotzdem die unangefochtene Metropole in der Südhälfte des Départements Manche, dem westlichsten Département der Normandie. Bereits im 15. Jahrhundert wurde Granville zur Stadt erhoben. Wegen ihrer strategischen Bedeutung wurde sie befestigt, die Kabeljaufischerei sorgte für den Wohlstand der Bürger. Die Schiffe der Stadt durften sich bewaffnen und waren deswegen nicht nur wehrhaft, sondern oft auch angriffslustig als Freibeuter (gegen die Engländer) unterwegs.

Am Hafen von Granville

Noch heute hat der Hafen für Granville große Bedeutung, allerdings nur ganz friedlich als Fischerei-, Sport- und Fährhafen. Hier seht ihr den Fischereihafen:

am Hafen von Granville

Die Fischerei hat zwar an Bedeutung verloren, aber Granville gilt immerhin als wichtigster Muschelhafen Frankreichs. Es gibt am Hafen auch einige Restaurants, die Fisch, Muscheln und diverse andere Fruits de Mer anbieten. Westlich der Fischhalle ankern noch ein paar kleine Sportboote, die bei Ebbe auf dem Trockenen liegen.

Sportboothafen von Granville

Der Jachthafen (Port de Plaisance) von Granville verfügt dagegen über eine Schleuse. Dahinter erkennt ihr die Häuser der Unterstadt (Basse-Ville).

der Jachthafen von Granville

Fähren wie die Joly France verbinden Granville mit den Îles Chausey, die zum Gemeindegebiet der Stadt gehören. Auch zu den englischen Kanalinseln Jersey und Guernsey besteht normalerweise Fährverkehr (wenn nicht gerade Pandemie herrscht oder irgendein Streit um Fischereirechte).

am Fährhafen von Granville

Viele Städte haben eine Ober- und eine Unterstadt, aber nur selten dürften diese Begriffe so gerechtfertigt sein wie in Granville: Die Haute-Ville (Oberstadt) liegt nämlich auf einem Höhenrücken (links im Bild) und kann daher buchstäblich auf die Basse-Ville (Unterstadt) herunterblicken.

Blick von der Hafenmole von Granville auf die Oberstadt

Spaziergang vom Hafen über die Pointe du Roc bis zum Stadtstrand von Granville

Unser Rundgang beginnt am Ende des Hafenbeckens aus dem obigen Bild. Von der Hafenstraße (Rue du Port) zweigt nach rechts der Boulevard des Terreneuviers ab, von diesem führt eine Treppe hinauf zur Oberstadt.

Treppe zur Haute-Ville

Am Ende der Treppe wenden wir uns nach links und gelangen so auf den Fußgängerweg, die Promenade Marc Châtaigner. Von hier aus gesehen ist die Unterstadt ganz schön weit weg …

Blick von der Haute-Ville auf den Hafen von Granville

Der Weg führt weiter hinaus auf die Felsnase, auf der sich noch Reste militärischer Befestigungsanlagen befinden. Schließlich war die Normandie immer schon umkämpft und Granville auch im Zweiten Weltkrieg von strategischer Bedeutung.

auf der Promenade du Roc in Granville

Diese Kasematte ist wohl französischen Ursprungs (weiter hinten liegt noch eine Anlage, die von der Wehrmacht errichtet wurde).

Kasematte auf der Pointe du Roc

Drinnen sieht’s heute aus wie bei Hempels unterm Sofa …

Blick in die Kasematte auf der Pointe du Roc

An der Pointe du Roc

Auf der Felsnase liegt der Leuchtturm von Granville, der aber nicht besichtigt werden kann.

Der Leuchtturm von Granville

Wenn ihr den Leuchtturm links herum umgeht, kommt ihr hinunter zur eigentlichen Pointe du Roc (wörtlich: Felsspitze). An klaren Tagen könnt ihr von hier den Chausey-Archipel am Horizont erkennen.

Aussichtspunkt an der Pointe du Roc in Granville

Auf der anderen Seite des Leuchtturms liegen weitere Reste von Befestigungsanlagen und eine Gedenkstätte für die Kämpfer des freien Frankreichs und der französischen Résistance.

Gedenkstätte für den französischen Widerstand auf der Pointe du Roc

Nach Norden blickt man weit hinaus aufs Meer.

Infotafel an der Pointe du Roc

Es ist nicht schwierig, sich zu orientieren, trotzdem ist diese Übersichtskarte vielleicht hilfreich. Wir sind jetzt in der Nähe des roten Punkts auf der Karte (ganz links).

Karte zu den Rundgängen zur Pointe du Roc und zur Haute-Ville von Granville

Danach führt der Pfad ostwärts, am nördlichen Rand der Haute-Ville entlang. Die Aussicht auf die Küste ist wunderbar.

Blick auf die nördliche Küstenlinie von Granville

In der Oberstadt

Die Häuser der Haute-Ville stammen überwiegend aus dem 18. und 19. Jahrhundert und sind in recht gutem Zustand. Ein bisschen lästig ist für die Anwohner die Sache mit den Parkplätzen. Es gibt nämlich praktisch keine. Für flanierende Fußgänger ist das dagegen sehr angenehm.

in der Haute-Ville von Granville
in der Oberstadt von Granville

Toll fand ich auch dieses mittlalterliche Haus an der Befestigungsmauer zum Hafen hin.

mittellterliches Haus an den Remparts von Granville

Es stammt aber gar nicht aus dem Mittelalter. Immerhin geht es auf das 17. Jahrhundert zurück, wurde aber erst vor rund 100 Jahren in diesen „Schlösschenlook“ umgebaut.

Das Herz der Haute-Ville von Granville ist die Place Cambernon, um die sich kleine Galerien, Restaurants und eine Bar gruppieren. Hier kann man abends einen kleinen Apéro nehmen und dann gemütlich essen gehen. Wir verlassen aber nach diesem kleinen Abstecher die Straßen der Oberstadt und begeben uns wieder auf den Küstenwanderweg.

auf dem Rundgang um die Oberstadt in Granville

Es dauert nicht lange, bis das rote Dach des Casinos und der Stadtstrand von Granville in Sicht kommen.

Blick auf Strand und Bad von Granville

Zum Casino führt wiederum eine Treppe hinunter.

Casino von Granville

Am Stadtstrand von Granville

Da Granville über eine direkte Zugverbindung nach Paris verfügt, wurde die Stadt bereits Ende des 19. Jahrhunderts zu einem beliebten Seebad. Auch Victor Hugo urlaubte hier schon. Für die betuchten Sommerfrischler baute man am Stadtstrand eine Promenade, die gleich hinter dem 1911 errichteten Casino beginnt. Hier lässt es sich wunderbar flanieren.

Übrigens flaniert es sich besonders gut, wenn ihr vorher noch ein Eis am Kisok von Yver kauft, einem in der ganzen Normandie bekannten Chocolatier und Pâtissier. Sein Stammsitz ist in Granville. Und das Eis ist köstlich – nicht umsonst gibt es am Eisstand fast immer eine kleine Warteschlange.

Eisstand am Plage du Plat Gousset

Der Stadtstrand von Granville heißt Plage du Plat Gousset, was man entweder als „Strand am flachen Zwickel“ oder als „Strand der leeren Westentasche“ übersetzen kann. Beides klingt zunächst rätselhaft, lässt sich aber gut erklären: Promenade und Strand liegen tatsächlich in der Bucht ein bisschen wie ein Zwickel an einem Kleidungsstück. Und wer im Casino zu waghalsig gesetzt hatte, musste anschließend mit leerer Westentasche über die Promenade schreiten. Ob die schöne Aussicht da ein Trost war?

Flanieren auf der Strandpromenade in Granville

Je nach Stand der Gezeiten kann man am Strand weit hinauswandern (der Tidenhub gehört zu den größten Europas). Dieses Foto habe ich bei Ebbe vom Meer aus gemacht. Ist das nicht fantastisch?

Blick auf den Plage du Plat Gousset vom Meer aus bei Ebbe

Bei Flut kann man dagegen mitten in der Stadt prima baden. Für alle, die nicht gerne im freien Meer schwimmen, gibt es dieses Meerwasserbecken, das von der Wasserwacht überwacht wird.

Meerwasserschwimmbecken

Abstecher in den Jardin Dior

Ganz am Ende der Promenade führt eine Steintreppe hinauf auf den Felsgrat.

Treppe zum Jardin Dior in Granville

An ihrem Ende liegt die zweitgrößte Sehenswürdigkeit von Granville (nach dem Hafen): Der Garten und das Museum Christian Dior. Der Modeschöpfer wurde nämlich in Granville geboren und verbrachte hier einen Teil seiner Kindheit. Die Villa Les Rhumbs, die seine Eltern im Jahr 1906 kauften, beherbergt heute das tatsächlich sehr sehenswerte Musée Christian Dior.

die Villa Les Rhumbs in Granville, Sitz des Dior-Museums

Der parkartige Garten kann kostenlos besichtigt werden. Der Aufstieg lohnt sich schon allein wegen der Aussicht:

im Jardin Dior in Granville

Der Rückweg zum Hafen ist kürzer als der Hinweg: Ihr geht einfach wieder die Steintreppe hinunter, zurück bis zum Casino, biegt davor nach links auf die Place Maréchal Foch ab und von dort in die Rue des Corsaires. Sie bringt euch direkt zurück in die Hafenstraße.

Wenn ihr in der Gegend um Granville eine weitere Wanderung mit Meerblick sucht, empfehle ich euch die Küstenwanderung zur Cabane Vauban bei Carolles.

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