Ghana
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Ghana – Reisewissen und praktische Tipps

Ghana - Strand in der Volta Region

Ghana ist als Reiseziel nicht sehr bekannt, es gibt auch kaum Reiseführer über dieses westafrikanische Land. Ich gebe zu, ich wäre auch nicht auf die Idee gekommen, dorthin zu reisen, wenn nicht eine meiner Töchter für sechs Monate im Rahmen eines Freiwilligenprogramms in die ghanaische Hauptstadt Accra gezogen wäre. Natürlich habe ich sie da besucht und dabei festgestellt, dass Ghana auf jeden Fall eine Reise wert ist. Es ist ein schönes, lebendiges, vielfältiges Land.

Unter den westafrikanischen Staaten spielt es eine besondere Rolle: Zum einen, weil es 1957 als erste Kolonie der Region unabhängig wurde (zur Kolonialzeit hieß das Land Gold Coast, Goldküste). Zum anderen, weil es nach einem Diktatoreninterim (1981 bis 1992) eine ziemlich stabile Demokratie und zudem immerhin die zweitgrößte Volkswirtschaft der Region ist.

Gerne möchte ich euch ein bisschen neugierig darauf machen und euch helfen, eure Reise nach Ghana zu planen und zu einem tollen Erlebnis zu machen. Ich hatte ja den Vorteil, dass meine Tochter schon fünf Monate vor Ort war und alles wusste, was man wissen muss, um sich zurechtzufinden. Dieses Wissen und meine eigenen Erfahrungen teile ich hier und zwar anhand der Fragen, die ihr euch vermutlich stellt:

Braucht man für Ghana ein Visum und was ist mit Impfungen?

Ja, man braucht ein Visum, das man bei der Ghana Embassy in Berlin beantragen muss. Auf der Website der Botschaft findet ihr auch alle sonstigen Informationen zum Prozedere für den Visumantrag.

Zuerst muss man sich gegen Gelbfieber impfen lassen und einen entsprechenden Eintrag im Impfpass machen lassen, sonst wird der Antrag gar nicht bearbeitet. Gelbfieberimpfungen wiederum bekommt man in Deutschland nicht in jeder Arztpraxis, sondern nur bei einer, die als Gelbfieberimpfstelle zertifiziert ist.

Tipp: Ihr solltet mit den Vorbereitungen drei bis vier Monate im Voraus beginnen, damit ihr mit den diversen Impfungen und dem Visumprozedere ohne Stress durchkommt.

Ist Ghana als Reiseland sicher?

Weder meine Tochter in den sechs Monaten ihres noch wir in den zwei Wochen unseres Aufenthalts sind in eine Situation geraten, in der wir uns irgendwie gefährdet oder gar bedroht gefühlt hätten. Im Gegenteil, die Ghanaer sind ausgesprochen freundlich und hilfsbereit, auch und gerade zu Obronies. Mit diesem Begriff bezeichnen sie Europäer und andere Ausländer; wörtlich bedeutet er „Menschen von hinter dem Horizont“.

Die Verständigung klappt übrigens meist recht gut, denn fast alle Ghanaer sprechen neben der Sprache ihrer Volksgruppe auch Englisch – ein Überbleibsel aus der englischen Kolonialzeit.

Natürlich gibt es, wie in jedem Land, auch Kriminalität. Man sollte daher gerade in den größeren Städten und überall, wo es Gedränge und viele Menschen gibt (z. B. auf Märkten), die üblichen Vorsichtsmaßnahmen walten lassen: Geld am Körper verwahren, nicht unbedingt das neue iPhone oder die teure Kamera gut sichtbar vor sich hertragen. Beim Geldabheben an Automaten sollte man darauf achten, möglichst zu zweit zu sein und sich so hinzustellen, dass nicht jeder von draußen sehen kann, dass man gerade viel Geld holt.

Tagsüber haben wir uns in der Hauptstadt Accra und in Cape Coast auch zu Fuß absolut sicher bewegt.

Zu Fuß unterwegs in Ghanas Hauptstadt Accra
Zu Fuß unterwegs in Ghanas Hauptstadt Accra

Nach Einbruch der Dunkelheit muss man in manchen Gebieten aber aufpassen, da fragt ihr am besten in eurer Unterkunft nach. In den nördlichen Grenzgebieten zu Togo, Burkina Faso und Côte d’Ivoire gab es zuletzt immer wieder mal Überfälle, diese Gegenden sollte man meiden. Die jeweils aktuellen (Teil-)Reisewarnungen findet ihr auf der Seite des Auswärtigen Amts.

Wie lange dauert der Flug nach Ghana?

Direktflüge von Deutschland nach Accra gibt es derzeit nicht. Man kann über Istanbul, Amsterdam oder Brüssel fliegen (je nach Airline). Der Flug von dort dauert dann sechs bis sieben Stunden. Praktisch ist, dass es keinen Jetlag gibt, denn im Winter besteht nur eine Stunde Zeitverschiebung, zur Sommerzeit sind es zwei, die Ghana hinter der mitteleuropäischen Zeit zurück liegt.

Kotoka International Airport in Accra, Ghana
Am Flughafen von Accra

Wie ist das mit Geld, Telefon und Internet?

Die Währung in Ghana heißt Cedi. Wegen der zuletzt hohen Inflation hat der Cedi gegenüber dem Euro stark abgewertet: Im September 2024 waren 100 Cedis etwa 8 Euro wert, im Februar 2025 noch 6,30 Euro, Ende April nur noch 5,30 Euro. Für Europäer ist das Land daher billig, für die Einheimischen ist die Inflation natürlich ein großes Problem.

In Accra und größeren Städten kann man ganz normal mit Kreditkarte an Geldautomaten abheben, wobei es pro Abhebung Höchstgrenzen gibt, meist 3.000 oder 4.000 Cedis. Ihr solltet vorab allerdings checken, welche Gebühren dafür bei eurem Kartenanbieter fällig werden. Doof ist, dass es am Automaten nur 100-Cedi-Scheine gibt, obwohl man im täglichen Leben vor allem 5-, 10- und 20-Cedi-Scheine benötigt. Man muss also immer zusehen, dass man an Wechselgeld kommt.

50-Cedi-Schein mit der Treppe von Osu Castle, Ghana
Auf dem 50-Cedi-Schein ist Osu Castle (Accra) abgebildet

In Restaurants, Cafés, Läden und Hotels, die überwiegend von Europäern und anderen Ausländern besucht werden, kann man in der Regel problemlos mit Kreditkarte zahlen. Ansonsten ist Bargeld gefragt. Die Ghanaer nutzen auch Mobile Money; das geht aber nur, wenn man einen Ghanaischen Personalausweis hat.

Fürs Handy kauft ihr am besten eine Ghana-SIM oder -eSIM. Die Netzabdeckung im Land ist erstaunlich gut, auf jeden Fall besser als im Allgäu, wo ich lebe. In Accra hatten wir in der Ferienwohnung und in meinem Lieblingscafé auch hervorragendes Wlan; das ist aber nicht unbedingt die Regel.

Was isst man in Ghana?

Das am häufigsten angebotene Essen ist Fried Rice, also gebratener Reis mit Gemüse und oft auch mit Hühnchenfleisch. Ansonsten gibt es diverse Gerichte mit Bohnen und/oder Kochbananen (plantain). Gegrillter Fisch findet sich auch oft auf der Speisekarte, besonders Tilapia, ein afrikanischer Buntbarsch. Zu den diversen Gerichten isst man meist scharfe Dips, die sind superfein.

Huhn mit Reis und Dip

In Accra gibt es auch asiatische, italienische, libanesische und sonstige Restaurants mit sehr guter Küche. Dort bewegen sich die Preise mitunter auf europäischem Niveau, weswegen vorwiegend Obronies und Ghanaer der Oberschicht in diesen Lokalen verkehren.

Was ist mit Trinken?

Leitungswasser sollte man in Ghana nicht trinken, auch wenn es mancherorts gechlort wird. Trinkwasser kauft man entweder in Plastikflaschen oder in 500-ml-Beuteln, die sachets (sprich: Saschee) genannt werden. Man bekommt sie in Läden oder bei den Straßenverkäuferinnen, die bei jedem Ampelstopp die Autos umschwärmen. Man beißt mit den Zähnen ein Loch in ein Eck des Sachets und zuzelt es dann aus; mit ein bisschen Übung klappt es sogar ohne Getröpfel.

Wasser im Sachet

In Ghana wird auch Bier gebraut, wir haben das Castle Lager Bier und das Club Premium Lager probiert, wobei letzteres uns besser geschmeckt hat. Es gibt hervorragenden Kaffee, wobei ich ein großer Fan des Shakerato (doppelter, geschüttelter Espresso mit reichlich Eiswürfeln) bin. Wir haben auch sehr gute Säfte und hausgemachte Limonaden getrunken.

Avocado-Bagel, homemade Lemonade und Kaffee
Avocado-Bagel, homemade Lemonade und Kaffee bei Jamestown Coffee Company in Accra

Womit muss man vorsichtig sein?

Offene Getränke mit Eiswürfeln solltet ihr nur in „besseren“ Lokalen und an anderen Orten zu euch nehmen, in denen viele Obronies verkehren. Dasselbe gilt für (Obst-)Salat. An irgendwelchen Ständen an der Straße lasst lieber die Finger von Rohkost und Eiswürfelgetränken – es gibt gerade im Süden immer wieder Choleraausbrüche, weil das Leitungswasser verunreinigt ist und auch sonst kann man sich da üble Bakterien holen.

Obst, das vor Ort erst geschält wird – die Straßenverkäuferinnen machen das mit der Machete, und zwar unglaublich geschickt – haben wir reichlich gegessen und keinerlei Probleme gehabt.

Obstsalat

Das einzige Problem ist, dass ich Mango und Ananas in Deutschland nicht mehr essen mag, seit ich in Ghana gekostet habe, wie sie schmecken, wenn sie reif geerntet und frisch serviert werden.

Wie ist denn das Klima in Ghana?

Ghana liegt ziemlich nahe am Äquator. Daher sind die Tage immer gleich lang: Die Sonne geht gegen 6 Uhr auf und gegen 18 Uhr unter. Auch bei den Jahreszeiten gibt es nicht viel Abwechslung: Es gibt nur zwei Jahreszeiten, nämlich die Trockenzeit und die Regenzeit. Die rainy season dauert im Süden von März bis Mitte November, im Norden von April bis Mitte Oktober. Die stärksten Regenfälle gibt es im April und Mai, sonst sind es oft nur kleine Schauer.

Von den Temperaturen her sind die Unterschiede zwischen den Jahreszeiten nicht besonders groß: In Accra hat es eigentlich immer um die 30 Grad, in den „kühlen“ Monaten Juli bis September können es auch mal nur 25 Grad sein. Die relative Luftfeuchtigkeit ist hoch und liegt fast immer über 80 Prozent.

Im Norden wird es heißer, bis um die 40 Grad. Dafür ist die Luft dort trocken und nicht so schwül wie im Süden.

Und was ist mit Sonnenschutz?

Schon beim Landeanflug auf Accra habe ich mich über die dicke Wolkenschicht gewundert. Und tatsächlich war es während unseres Aufenthalts oft bedeckt oder dunstig. Ich hatte viel zu viel Sonnencreme dabei und habe mein langärmliges UV-Shirt gar nicht gebraucht. Im Prinzip habe ich mich genauso eingecremt wie daheim.

Im Landeanflug auf Accra
Im Landeanflug auf Accra

Wie reist man am besten durchs Land und wie funktioniert Mobilität in den Städten?

In der Stadt fahrt ihr am besten mit Uber oder Bolt. Denn mit der jeweiligen App könnt ihr – anders als bei den Taxis – vorab den Fahrpreis erfahren, seht, wo der jeweilige Fahrer gerade ist und welche Route er fährt. Fahrer sind übrigens praktisch nur Männer. Die Autos sind vom technischen Zustand nicht unbedingt top, aber in der Stadt kann man wegen des Gedränges auf und der vielen Löcher und Schwellen in den Straßen ohnehin nicht besonders schnell fahren.

Über Land stehen als öffentliche Transportmittel Busse und Trotros (Sammeltaxis/Kleinbusse) fahren. Meine Tochter hat beides gemacht. Speziell die Trotros sind aber in aller Regel überladen und zudem teilweise in erbärmlichem Zustand.

Bus in Ghana
Busse an der Straße nach Cape Coast
Trotro in Ghana
Typisches Trotro

Wir haben uns daher für die weniger aufreibende, aber teurere Variante entschieden: Wir haben jeweils bei der gebuchten Unterkunft nachgefragt, ob sie uns einen vertrauenswürdigen Fahrer nennen kann, der uns privat abgeholt und ans Ziel gefahren hat. Damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Fahrer waren pünktlich, umsichtig und liebenswürdig und die Autos hatten sogar funktionierende Klimaanlagen – ein Luxus, den ich sehr zu schätzen wusste.

Unterwegs mit Fahrer

Auch bei diesen Fahrern bekommt man den Preis vorab genannt, der aus europäischer Sicht sehr niedrig ist: Wo sonst wird man für 80 Euro am Tag mit vier Personen plus Gepäck abgeholt und ans Ziel gefahren?

Rundreise oder was? Was muss man in Ghana gesehen haben?

Natürlich muss man Accra besuchen. Nicht nur, weil die Flugzeuge aus Europa dort landen, sondern auch, weil es die Hauptstadt von Ghana und zudem perfekt für einen Einstieg ins Land ist. In Accra gibt es Unterkünfte in allen Kategorien und Preislagen, vom 5-Sterne-Hotel zu entsprechenden Preisen (die sind auf europäischem Niveau!) bis zum günstigen Airbnb. Wie bereits erwähnt, findet ihr in der Hauptstadt eine reiche Auswahl an Restaurants und Cafés, außerdem unglaublich viele Märkte und Geschäfte. Und sogar eine Shopping Mall, die genauso auch in Italien oder Frankreich stehen könnte, mit Läden wie Deichmann und Décathlon.

Von Accra aus lohnt sich ein Abstecher nach Aburi im Norden, in die „Berge“: Der auf etwa 450 Metern über dem Meer gelegene Ort punktet mit seinem kühleren Kima, üppiger Vegetation, schicken Villen und seinem Botanischen Garten.

Aburi Garden, Ghana
Aburi Garden, Ghana

Wir haben von Accra aus das etwa 150 Kilometer westlich gelegene Cape Coast besucht, die ehemalige Hochburg des Sklavenhandels in Ghana, das zu dieser Zeit „Goldküste“ genannt wurde. Das Cape Coast Castle, das gleichzeitig Sitz der erst dänischen, dann englischen Kolonialherren war, zieht viele Besucher aus den USA an, deren Vorfahren von dort aus in die neue Welt verschleppt worden waren.

Cape Coast Castle
Cape Coast Castle

Nördlich von Cape Coast liegt der Kakum Nationalpark mit seinem fantastischen Baumwipfelpfad, der ebenfalls einen Besuch lohnt.

im Kakum-Nationalpark

Anschließend waren wir etwa 150 Kilometer östlich von Accra in Dzita in der Volta Region. Das Volta Delta ist wunderschön und ökologisch ein Schatz, den man sich nicht entgehen lassen sollte.

Flussfischer in Ghana
Fischer im Volta Delta

Unser letzter und eindrucksvollster Abstecher führte uns in die Northern Region, nach Tamale und von dort in den Mole Nationalpark. Dort kann man mit den Park-Rangern auf Safari gehen und Elefanten. Wasserbüffel, Antilopen, Affen und weitere Wildtiere in ihrer natürlichen Umgebung erleben.

Elefanten im Mole Nationalpark in Ghana

Im Mole Nationalpark habe ich mein Herz endgültig an Ghana verloren …

2 Kommentare

    • Die habe ich noch nicht besucht, aber danke für den Tipp – ich merke ihn mir für meine nächste Reise nach Ghana!

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