Cape Coast liegt etwa 150 Kilometer westlich von Accra. Früher war die Stadt ein wichtiges Fischerei- und Handelszentrum – vor allem für den Export von Gold, Pfeffer und Sklaven. Von 1821 bis 1877 war sie sogar die Hauptstadt der britischen Kronkolonie Gold Coast (Goldküste).
Heute ist Cape Coast die Hauptstadt der Central Region in Ghana, außerdem eine bedeutende Universitätsstadt und als solche eine Projektpartnerstadt von Bonn. Auch touristisch hat Cape Coast eine gewisse Bedeutung; vor allem Amerikaner mit ghanaischen Wurzeln reisen dorthin, um zu sehen, von wo ihre versklavten Vorfahren in die neue Welt gebracht wurden. Auch die Obamas waren schon dort.

Für eine kurzen Ausflug von Accra aus eignet sich Cape Coast freilich nicht, denn für die 150 Kilometer lange Strecke muss man aktuell eine Fahrzeit von drei bis vier Stunden einplanen. Das liegt daran, dass die Straße N1 zwischen den Städten zu einer achtspurigen Autobahn ausgebaut werden soll. Noch ist sie aber über viele, viele Kilometer eine gigantische Baustelle.

Die Fahrt über die staubige Sandpiste mit dem Verkehrsdurcheinander aus Baumaschinen, Lastwagen, Trotros, Bussen, Autos, Motorrädern, Fahrrädern und Fußgängern ist ist für europäische Nerven ein wenig strapaziös, aber auf jeden Fall ein Erlebnis.
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Ein Besuch in Cape Coast
Die Haupt-Sehenswürdigkeiten an diesem Abschnitt der ehemaligen Goldküste sind die „Castles“, die alle einen kolonialen Hintergrund haben und von Europäern erbaut wurden: Fort Nassau in Moree (östlich von Cape Coast), Elmina Castle (westlich von Cape Coast) und Cape Coast Castle. Insgesamt gibt es 28 Forts und Castles an der ghanaischen Küste, die gemeinsam bereits seit 1979 UNESCO-Welterbe sind. Cape Coast Castle ist eines der bedeutendsten und hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich.
Cape Coast Castle
Bereits Mitte des 16. Jahrhunderts errichteten portugiesische Seefahrer eine Handelsstation am Cabo Corso (kurzes Cap), wie sie das wirklich kurze Kap an der „Goldküste“ nannten. 100 Jahre später befestigten niederländische Händler den Posten, verloren ihn aber 1652 an eine Gruppe schwedischer Glücksritter, die ihn zu einem Fort ausbauten, das sie nach ihrem König Karl X. Fort Carolusburg nannten. 1665 eroberten es die Briten, nannten es Cape Coast Castle und bauten es in der Folge weiter aus.
Unter britischer Herrschaft wurde die Anlage zusammen mit dem nahe gelegenen Elmina Castle zum wichtigsten Zentrum des transatlantischen Sklavenhandels. Nicht umsonst werden sie auch Slave Castles, Sklavenburgen, genannt. Heute beherbergt Cape Coast Castle das West African Historical Museum und kann nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden.


Ein Besuch dort ist eine intensive und bestürzende Erfahrung. Denn der Kontrast zwischen der weiß getünchten Schlossanlage auf dem Kap und den unterirdischen, dunklen und stickigen Kerkern, in den die Sklaven wie Tiere gefangen gehalten wurden, ist unglaublich krass. Oben anmutige Exotik, unten entsetzliches Grauen. Oben eine Kirche, in der die christlichen Kolonialherren Gottesdienst feierten. Darunter ein Loch, in dem ein Wärter saß, der dafür sorgen sollte, dass es im Kerker während der Messe still blieb und die Frommen nicht durch Schreie der unter ihnen Eingepferchten gestört wurden.


Bis zu sechs Monate mussten die im Hinterland gefangenen und auf grausamen Märschen herbeigeschleppten Sklaven in den dunklen, engen, stickigen und heißen Verliesen ausharren, bevor sie verschifft wurden. Wer die unmenschlichen Bedingungen dort nicht überlebte, wurde nicht beerdigt, sondern einfach ins Meer geworfen. Wer sich auflehnte, wurde allein in eine dunkle Zelle gesperrt, wo man ihn verdursten ließ. Bis, endlich, 1807 der Sklavenhandel endete.

Nein, das ist keine schöne Besichtigung. Aber eine, die betroffen macht und aufrüttelt.
Unterkunft und Essen in Cape Coast
In Cape Coast gibt es eine große Auswahl an Hotels, Gästehäusern und Airbnb-Unterkünften und auch etliche Lokale.

Baobab House
Wir haben bei unserem Besuch in Cape Coast drei Nächte im Baobab House in der Commercial Street genächtigt.

Das ist ein einfaches Gästehaus nahe dem Cape Coast Castle, das als gemeinnütziges Unternehmen geführt wird. Der Erlös aus der Vermietung der sechs Gästezimmer, aus dem kleinen Laden mit Selbstgefertigtem und dem hauseigenen vegetarischen Restaurant dient der Finanzierung der Baobab School for Trades and Traditional Arts. Die Schülerinnen und Schüler müssen keine Schulgebühren zahlen, leben und essen während der Schulzeit im Baobab House. Dafür helfen sie beim Betrieb des Unternehmens mit.

Im Baobab House gibt es keine Klimaanlage, nur Ventilatoren an der Decke der Schlafzimmer. Die Toiletten und Duschen liegen im Hof und werden von allen Bewohnern des Hauses genutzt. Da der Wasserdruck sehr niedrig ist, duscht man mit Eimern. Aber alles ist tipptopp gepflegt und die Atmosphäre ist familiär und fröhlich. Mir hat es in diesem schlichten Gästehaus sehr gut gefallen.

Direkt neben dem Baobab House liegt übrigens der gut sortierte und höchst angenehm ventilatorgekühlte Blackstar Bookshop, wo wir uns mit (englischsprachiger) Urlaubslektüre versorgt haben.
Oasis Beach Resort und Beach Club in Cape Coast
Komfortabler, aber auch teurer als das schlichte Baobab House ist das Oasis Beach Resort, das direkt am Strand von Cape Coast liegt. Dort haben die Zimmer jeweils ein eigenes Bad und es gibt sogar einen Wellness- und Spa-Bereich.
Wir haben dort zwar nicht genächtigt, aber den zum Hotel gehörigen Oasis Beach Club mehrmals besucht. Dort isst man sehr gut und sitzt angenehm beschattet am Meer.

Der Strandabschnitt vor dem Club ist sauber und müllfrei, was in Ghana alles andere als selbstverständlich ist. Allerdings kann man sich im Wasser zwischen den Wellenbrechern allenfalls ein wenig erfrischen und planschen, denn die Strömung ist zum Hinausschwimmen zu stark.

Abends wird der Beach Club romantisch beleuchtet, manchmal gibt es Livemusik.

An diesem schönen Ort haben wir entspannte Stunden verbracht und sehr genossen.
Kakum Nationalpark
Er ist der bekannteste und meistbesuchte Nationalpark Ghanas, was auch daran liegt, dass er vom touristischen Zentrum Cape Coast in einer Stunde Autofahrt zu erreichen ist. (Wir sind mit Isaac, einem Fahrer vom Baobab House, hingefahren. Isaac ist ein umsichtiger Fahrer und ein sehr liebenswürdiger Mensch.)

Seinen Namen hat der 360 Quadratkilometer große Nationalpark vom Kakum River, der auf seinem Gebiet entspringt und Cape Coast und Umgebung mit Wasser versorgt. Er wurde bereits 1925 von den Briten als Forest Reserve geschützt und 1992 zum Nationalpark erklärt. Letzteres übrigens aufgrund einer lokalen Initiative, denn auch in Ghana haben die Menschen erkannt, dass der Regenwald ökologisch wertvoll ist und bewahrt werden sollte. Im Schutzgebiet leben etliche bedrohte Tierarten, darunter die seltenen Waldelefanten.
Diese scheuen Tiere bekommt man allerdings bei einem Rundgang (nur mit Führer) über den Besuchertrail nicht zu sehen, sie verbergen sich tief im Herzen des Waldes. Dafür erfährt man einiges über das Ökosystem und die Heilpflanzen aus dem Wald.

Mutige können im Kakum Nationalpark auch in Baumhäusern übernachten oder eine mehrtägige Safari mit Zeltübernachtung buchen, das haben wir aber nicht gemacht. Ich würde mich das auch wegen der Schlangen nicht trauen; grüne Mambas beispielsweise klettern auch Bäume hoch.

Unbedingt lohnenswert: der Kakum Canopy Walk
Vor allem begeistert der Nationalpark aber mit seinem spektakulären Baumwipfelpfad, dem Kakum Canopy Walk. Dieser wurde 1995 mit finanzieller Unterstützung von USAID errichtet und war der erste Baumwipfelpfad Afrikas. Er ist 350 Meter lang und verbindet sieben bis zu 50 Meter hohe Bäume miteinander. Man spaziert in rund 40 Metern Höhe über Hängebrücken und genießt dabei eine einzigartige Perspektive auf den Regenwald von oben. Nichts für Menschen mit Höhenangst, für alle anderen aber ein faszinierendes Erlebnis.



Interessant ist unter anderem, wie unterschiedlich die Bäume von unten und von oben aussehen. Da sie so hoch sind, kann man von den Wurzeln aus gesehen das Blattwerk oft gar nicht richtig erkennen, wie hier beim Umbrella Tree (Regenschirmbaum, Musanga cecropioides).


Im Besucherzentrum am Kakum Nationalpark stehen (sehr saubere) Toiletten zur Verfügung, die man sich allenfalls mit ein paar kleinen tierischen Bewohnern teilt.

Es gibt auch einen Kiosk mit Bewirtung. Für diesen Ausflug solltet ihr mit Fahrt von Cape Coast etwa einen halben Tag einplanen.
Netter Abstecher: das International Stingless Bee Center
Auf dem Rückweg vom Kakum Nationalpark nach Cape Coast haben wir noch dieses kleine, aber feine Non-Profit-Imkerzentrum besucht. Gegründet wurde es von einem Universitätsprofessor, der das Imkern fördern und das Wissen darüber verbreiten will. Zum einen aus ökologischen Gründen, zum anderen, um neue Einkommensmöglichkeiten für die ärmere Landbevölkerung zu schaffen.

Im Regenwald leben mehrere Bienenarten, die keinen Stachel haben, also die Imker nicht stechen, aber dennoch Honig produzieren. Drei dieser Arten kann man im International Stingless Bee Center in ihrem jeweiligen Totholz-Habitat ansehen. Die wilden Bienen sind deutlich kleiner als unsere Honigbienen, ein Volk erzeugt daher deutlich weniger Honig. Aber Vorsicht: Eine Art beißt, wenn sie sich bedroht fühlt!


Man bekommt eine kurze Einführung über Bienen und dann eine Führung über das Gelände. Sie endet mit einer Honigverkostung und natürlich kann man auch diverse Bienenprodukte kaufen, darunter Pollen, Propolis und Honig. Dieser ist dunkel und dünnflüssiger als wir ihn kennen, aber sehr aromatisch.
Sehr faszinierend fand ich den Cashewbaum im Garten des Imkerzentrums. Dieser trägt apfelartige Scheinfrüchte, die man essen kann. Sie schmecken sogar ein wenig nach saurem Apfel.

Die Cashewnuss befindet sich aber nicht in dieser Frucht, sondern in dem dicken „Stiel“.

Roh ist sie übrigens giftig, sie muss geröstet werden, bevor man sie verzehren kann. Pro Frucht ist nur eine Nuss enthalten – jetzt verstehe ich, warum Cashewnüsse so teuer sind!
Viel mehr haben wir in Cape Coast nicht gemacht, sondern sind nach drei Nächten wieder zurück nach Accra und von dort in die Volta Region gefahren.
Falls ihr mehr Basics für eure Reise nach Ghana sucht, empfehle ich euch meinen Blogartikel Ghana – Reisewissen und praktische Tipps.